Letztens am Frankfurter Flughafen. Eine Gruppe asiatischer Touristinnen fällt mir auf, ihre Gesichter so weiß wie ein Blatt Kopierpapier. Selbst für mich als chronisch hellhäutigen Menschen ein überraschender Anblick. Bei den Asiatinnen scheint es kein genetischer Zufall zu sein, sondern System mit absoluter Präzision.
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Kennen Sie das? Sie sitzen in der U-Bahn, und Ihnen gegenüber sitzt eine attraktive Frau. Sie trägt Stiefel, die ihr ausgezeichnet stehen. Früher hätte man da einfach gesagt: "Tolle Stiefel!" In der heutigen woken Zeit riskieren Sie damit einen öffentlichen Shitstorm wegen "männlicher Übergriffigkeit".
Ehrlich gesagt war ich ein bisschen beleidigt, als mich neulich jemand fragte, ob ich denn überhaupt noch für den Playboy fotografieren würde. Ja, natürlich tue ich das. Nur bin ich halt nicht der Haus- und Hof-Fotograf, der in jeder Ausgabe vertreten ist. Manchmal sind es Monate, manchmal ein Jahr. So ist das eben.
Es fing harmlos an. Ich scrollte durch meinen eigenen Blog, eigentlich nur auf der Suche nach einem alten Artikel über Pornografie, als mein Blick an diesen kleinen Flaggen-Emojis hängenblieb. Diese pixeligen Fetzen, die aussehen wie die Wimpelkette eines Deutsch-Amerikanischen Freundschaftsfestes.
Ich wurde gerade von Google gelöscht. Nicht wegen dubioser Inhalte, sondern weil eine künstliche Intelligenz behauptet hat, auf meiner Website sei eine bestimmte OnlyFans-Creatorin zu sehen. Eine Frau, die ich weder kenne noch jemals fotografiert habe. Die KI hat zwei völlig unterschiedliche Personen verwechselt und daraus einen DMCA Claim gemacht.
Die Nachricht aus der Filmbranche kam überraschend: Der neue Bob-Dylan-Film "A Complete Unknown" wurde mit ISO 12800 gedreht. Was für viele nach technischem Wagnis klingen mag, war für mich als Fotograf eine willkommene Bestätigung.
Ein Bäcker backt jeden Tag Brötchen. Ich fasse manchmal wochenlang meine Kamera nicht an. Und jedes Mal dieses nagend-schlechte Gefühl: Sollte ich nicht auch täglich produzieren, wie ein ordentlicher Handwerker? Spoiler: Nein.
Manchmal muss man einfach etwas Verrücktes machen. So stand ich also in diesem kleinen Schreibwarengeschäft, einem dieser besonderen Läden, die aussehen, als wären sie aus einer anderen Zeit. Überall japanische Umschläge, handgeschöpfte Papiere, Bindfäden in allen erdenklichen Farben. Ein Paradies für jeden, der Haptik liebt.
Kürzlich bei einem Shooting musste ich wieder schmunzeln. "Darf mein Freund dabei sein?", fragte mich das Model am Telefon. Klar darf er, aber ich wusste schon, was passieren würde. Nach zwanzig Minuten würde sie mehr damit beschäftigt sein, seine Reaktionen zu lesen als meine Anweisungen.
Manchmal frage ich mich, ob ich der letzte Mohikaner bin. Seit 2009 produziere ich jedes Jahr meinen Aktkalender, während um mich herum die moralischen Zeigefinger immer höher recken. Ein fotografisches Relikt aus einer Zeit, als man noch unbekümmert die Schönheit des nackten Körpers feiern konnte. Bin ich ein Dinosaurier? Vielleicht. Aber einer, der sich weigert auszusterben.
Neulich am Flughafen. Ich stehe in der Schlange zur Sicherheitskontrolle und beobachte, wie vor mir ein Mann verzweifelt versucht, seinen Koffer umzupacken. "Die Powerbank muss ins Handgepäck", sagt der Sicherheitsmann mit der Strenge eines Grundschullehrers, der zum fünften Mal erklären muss, dass zwei plus zwei vier ergibt.
Sie kennen das: Ende November hängt Frankfurt in den Seilen. Grauer Himmel, erste Schneematsche, und die Vorstellung der Heizungsrechnung macht direkt schlechte Laune. Während andere sich in Winterdepression und Glühwein flüchten, packe ich meine Kameraausrüstung und verschwinde auf die Kanaren. Vom 27. November bis 12. Dezember verwandle ich Fuerteventuras Norden in mein persönliches Outdoor-Studio.
Es gibt sie, diese Momente in der Kunstgeschichte, die uns heute die Röte ins Gesicht treiben. Nicht etwa, weil wir prüde geworden wären — ganz im Gegenteil. Wir erröten, weil wir uns ertappt fühlen. Als hätten unsere Vorfahren uns dabei erwischt, wie wir heimlich durch ein Schlüsselloch spähen.
Sie kennen das vielleicht nicht: Da investiert man Jahre in seine künstlerische Vision, feilt an Bildsprache und Ästhetik und dann kommt ein Algorithmus daher und stempelt die eigene Website als pornografisch ab. Willkommen in meiner Welt.
Reisen ist schon immer eine Sehnsucht gewesen. Im Schloss in Schwetzingen gibt es ein Bauwerk, es ist ein langer Schattengang und dahinter blickt man ans "Ende der Welt". Als Kind fand ich diese Installation besonders. Sie hatte etwas Verlockendes, etwas, das mich in die Ferne zog. Weg von der Enge des Alltags, hin zu neuen Horizonten.
Neulich schaute ich in den Spiegel und erschrak furchtbar. Nicht etwa, weil ich besonders schlimm aussah — nein, weil ich völlig normal aussah. Keine makellose Haut wie aus Porzellan. Keine Augen, die wie handpolierte Murmeln glänzten. Und sogar ein paar Fältchen, die davon zeugten, dass ich in meinem Leben schon das eine oder andere Mal gelacht hatte.
Wir Fotografen sind doch alle irgendwie eitel, oder? Ach, ich glaube, der Mensch allgemein sehnt sich nach Anerkennung. Nach dem Gesehen werden. Und so freue ich mich immer, wenn es in einem Magazin eine Veröffentlichung von mir gibt oder meine Bilder sonst irgendwo auftauchen.
Als Fotograf erlebt man so einiges vor der Linse. Doch der neueste Posing-Trend bringt selbst erfahrene Profis an ihre Grenzen. Eine Geschichte über gestreckte Hälse, dominante Kinne und die ewige Suche nach dem perfekten Shot.
Am Montag saß ich wieder einmal vor meinem Computer und führte einen epischen Kampf mit der künstlichen Intelligenz von Adobe. Sie kennen das bestimmt: Man will nur schnell ein Foto für den Blog bearbeiten, aber die KI hat entschieden, dass sie heute den Blockwart spielen möchte.
Als Aktfotograf kenne ich mich mit Zensur aus. Nicht etwa durch totalitäre Staaten oder ferne Regime — nein, mit Zensur mitten in der vermeintlich freien westlichen Welt. In jenem Westen, dem man gerne nachsagt, das Land der unbegrenzten Möglichkeiten zu sein.
Es gibt diesen magischen Moment zwischen Paris und Frankfurt im TGV, wenn die Champagne vorbeizieht wie ein impressionistisches Gemälde. 320 Stundenkilometer pure Inspiration. Während andere Passagiere Netflix schauen oder in ihre Laptops starren, entstehen in meinem Kopf die Bilder von morgen. Nicht etwa technische Details oder simple Posen. Es ist etwas anderes.
Garagen-Verkauf? Nun ja, nicht so ganz. Dessous-Schrank-Verkauf klingt allerdings auch etwas merkwürdig. Aber irgendwie musste ich das Kind ja nennen. Das, was da in den letzten Tagen vor sich ging…
In der Fotografie-Szene gibt es sie häufiger als Samtboxen bei Hochzeitsfotografen: Die selbsternannten Meister, die ihre Arbeit für unbezahlbar halten, aber selbst lieber mit "Exposure" als mit Euro bezahlen.
Und da stand ich wieder mit der Kamera im Schrebergarten. Das Model saß auf diesem weißen Plastikstuhl, Sie wissen schon, diesem einen, der überall ist. Während ich durch den Sucher schaute, hatte ich eine dieser Erkenntnisse, die einen kurz innehalten lassen: Dieser Stuhl verfolgt mich. Er ist immer da. Auf jedem Balkon in Mallorca, in jeder Kleingartenparzelle von München-Moosach, vor vielen Cafés in Marseille.
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