Seit Jahren beobachte ich dieses Phänomen: Ein Shooting zu zweit läuft völlig anders als mit Publikum. Sobald der Partner oder eine Freundin dabei ist, verändert sich die Dynamik grundlegend.
Das Model verliert den Fokus, schweift ab, wird unsicher. Plötzlich geht es nicht mehr nur um das perfekte Bild, sondern um die scheinbare Erwartung des anderen.
Aber wenn wir über außergewöhnliche Fotos sprechen, über diese besonderen Momente, die den Unterschied zwischen einem guten und einem herausragenden Bild ausmachen, dann braucht es Intimität. Dann muss ich als Fotograf einen Raum schaffen, in dem sich mein Gegenüber völlig frei fühlen kann.
Oft schränken sich die Models selbst ein, lange bevor der Partner überhaupt etwas sagen würde. Sie zensieren ihre Posen, ihr Lächeln, ihre Ausstrahlung — aus einem vorauseilenden Gehorsam heraus. Als würden sie permanent durch die Augen des anderen sehen. Diese selbst auferlegte Kontrolle ist der größte Feind der Authentizität vor der Kamera.
Im 1:1-Setting hingegen entsteht eine andere Art von Vertrauensraum. Keine zusätzlichen Blicke, keine vorgestellten Erwartungen, nur zwei Menschen, die sich ganz auf den kreativen Prozess einlassen können. Hier entstehen diese magischen Momente, wenn jemand völlig bei sich ist, unverstellt, echt.
Manchmal fragen mich Models im Nachhinein erstaunt:
Wie hast Du dieses tolle Foto von mir gemacht?
Die Antwort ist einfach: Ich habe gar nichts gemacht. Sie selbst haben sich erlaubt, für einen Moment alle äußeren Erwartungen (und Erwartungserwartungen) loszulassen. Das ist der eigentliche Zauber der Fotografie, diese flüchtigen Augenblicke einzufangen, in denen jemand ganz bei sich selbst ist.