Vogue Country Club: Mellow 2/35

Vogue Country Club: Mellow 2/35

Camping ist in Deutschland, zumindest seit der Pandemie, wieder sehr beliebt geworden. Viele haben alte Transporter ausgebaut, und ein regelrechter Vanlife-Boom ist ausgebrochen. In den USA war schon immer alles größer, und als ich zum ersten Mal ein amerikanisches Wohnmobil sah, war das ein ganz anderes Gefühl.

Lesezeit: 3 Min.

Ein großer, kantiger Kasten. Fast wie ein Container auf Rädern. Etwas hässlich, aber mit seinen lackierten Streifen auch Kultstatus. Es ist ein Vogue II von 1976. Ein gutes Jahr, denn da wurde ich geboren. Der Wagen muss nicht stromlinienförmig sein. Mit seinem 7-Liter-V8-Motor hat er genug PS unter der Haube. Er ist mittlerweile ein seltenes Fahrzeug und fährt ohnehin nur noch auf deutschen Straßen.

Frontansicht

Ich war sehr dankbar, dass ich mir im Rahmen der TV-Dokumentation über die XXL-Camper, dieses Recreational Vehicle, wie die Amerikaner sagen, für mein Shooting aussuchen durfte. Innen war alles noch original. Und für mich ging es ja um die inneren Werte.

Teppichboden, Sofa und Sessel, Küche mit Tisch sowie am hinteren Ende sogar quer ein Badezimmer. Das alles auf rund 18 Quadratmeter. Dazu diese Farbwelt: Braun- und Beige-Töne, die sich auf Fotos einfach immer gut mit gebräunter Haut vertragen. Und weil es überall Fenster gibt, ist das Licht zum Fotografieren gut geeignet.

Outtake

Es fühlte sich für mich also sehr besonders an, in diesem Umfeld zu fotografieren. Ungewohnt war nur, dass das Fernsehen dabei war und wir beim Shooting nicht ungestört waren. In einen Flow zu kommen, ist schwierig, wenn man dauernd unterbrochen wird, zwischendurch Interviews geben muss oder eine Situation nochmal wiederholen soll, damit sie aus einer anderen Perspektive aufgenommen werden kann.

Mir wurde inzwischen mitgeteilt, dass die Episode mit meinem Shooting die höchste Einschaltquote hatte und am häufigsten in der Mediathek aufgerufen wurde. Witzig, oder?

Wenn man die Fotos sieht, vergisst man, dass das Fahrzeug eigentlich gerade in einer Werktstatt steht. Mir fiel dabei eine Seinfeld-Folge ein, in der die Besitzerin einer Reinigung heimlich einen Pelzmantel, der eigentlich zur Reinigung abgegeben wurde, zu einer Abendveranstaltung trägt. Aber keine Sorge: Der Besitzer des Vogue war über mein Shooting informiert und hat diesem auch zugestimmt.

Als der große Campingbus zurück in die Halle gefahren wurde, durfte ich auf dem Beifahrersitz mitfahren. Es ist ein krasses Gefühl. Die Federung des Fahrzeugs ist extrem weich. Sanft gleitet man in diesem fast 50 Jahre alten Gefährt über jede Bodenwelle. Und dazu sitzt man nicht in einem schnöden Autositz, sondern in einem Sessel mit Armlehnen.

Das Cockpit hat unglaublich viele Knöpfe, die noch nicht einmal beschriftet sind. Schon damals gab es in diesem Wohnmobil solche Features wie elektrisch ausfahrbare Treppe und natürlich eine große Klimaanlage. Ich frage mich gerade, warum diese eigentlich beim Shooting nicht angeschaltet war. Denn Medea kam ganz schön ins Schwitzen zwischendurch.

Auf dem Foto, wo sie im Gang kniet, hat sie echte Schweißperlen im Gesicht. Für den Retro-Vibe, haben sie so gut gepasst, dass ich sie nicht wegretuschiert habe.

Es kostet mich immer eine unglaublich große Überwindung, nach solch besonderen Locations zu fragen. Ich bin einfach ein bisschen zu schüchtern und fremde Leute anzuschreiben, um zu fragen, ob man ein Aktshooting bei ihnen machen kann, ist auch nicht unbedingt einfach. Da kommt man sich leicht wie ein Depp vor, weil man zuerst oft nicht ernst genommen wird und naja, die ganze Situation auch etwas sonderbar ist.

Im Nachhinein bin ich da einfach nur glücklich, über meinen eigenen Schatten gesprungen zu sein. Es hat sich gelohnt.

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