Der digitale Feigenblatt-Wahnsinn

Der digitale Feigenblatt-Wahnsinn

Am Montag saß ich wieder einmal vor meinem Computer und führte einen epischen Kampf mit der künstlichen Intelligenz von Adobe. Sie kennen das bestimmt: Man will nur schnell ein Foto für den Blog bearbeiten, aber die KI hat entschieden, dass sie heute den Blockwart spielen möchte.

Lesezeit: 3 Min.

"Tut uns leid", teilte mir Photoshop mit der Herablassung eines übereifrigen Türstehers mit, "aber hier wurde Nacktheit erkannt."

Ach was, wirklich? In einem Aktfoto? Wer hätte das gedacht! Dabei bin ich zahlender Kunde bei Adobe. Aber offenbar qualifiziert mich das noch lange nicht dafür, die Software auch tatsächlich zu nutzen.

Photoshop verweigert zu arbeiten

Also gut, Plan B: Ich kopiere das Bild, zensiere es brav mit einer Farbfläche wie ein Schuljunge, der nachsitzen muss, lasse die KI ihr Ding machen und füge dann das Original wieder ein. Ein digitales Versteckspiel, das ungefähr so sinnvoll ist wie ein Bikini in der Sauna. Aber hey, die künstliche Intelligenz ist zufrieden — und ist es nicht das, was am Ende zählt?

Und das Beste kommt noch: Als ich einer KI von meinen Leiden erzählen wollte, gab sie mir allen Ernstes lapidar zurück: "Tut mir leid, da kann ich Ihnen leider nicht helfen" — vermutlich hatte sie Angst, sich an meinen nicht-jugendfreien Worten die Schaltkreise zu verbrennen. Was für eine Ironie, wenn selbst ein Gespräch über Zensur zensiert wird! Wahrscheinlich müsste ich erst alle Nippel im Text durch Sternchen ersetzen, damit die künstliche Intelligenz sich traut, mit mir zu sprechen.

Dann der nächste Akt in dieser Komödie der Irrungen: Ich wage es, auf Patreon— wo ich übrigens bereits durch einen Authenti­fizierungs­parcours springen musste, der strenger ist als die Einreise in manche Länder — das Wort "nude" zu verwenden. PLOP! Ein Warnfenster springt auf, als hätte ich gerade den nuklearen Startcode eingegeben. "Möglicherweise gegen unsere Community-Richtlinien verstoßender Inhalt gefunden! Unser Trust & Safety Team wird dies prüfen." Aha. Zensur in einem Text. Über Aktfotografie. Für Erwachsene. Auf einer Plattform für Aktfotografie. Hinter einer Paywall.

Früher gab es dafür wenigstens noch echte Menschen auf den Philippinen, die entschieden, was geht und was nicht (das machte es natürlich nicht besser). Heute macht das die KI — schneller, effizienter und vor allem: dümmer. Sie sperrt Konten wie das von Angelique, markiert harmlose Bilder als "anstößig" und verhängt digitale Hausverbote schneller als ein übernervöser Grundschuldirektor.

Instagram Konto-Einschränkung
Das verbotene Foto für Euch in groß

Das Absurdeste daran? Niemand scheint so recht zu wissen, wer hier eigentlich vor was geschützt werden soll. Die Politik kümmert es nicht, die Plattformen verweisen auf ihre Community Guidelines, und diese Guidelines wiederum scheinen von einem prüden Zeitalter zu stammen, in dem man Tischbeinen noch Röckchen anzog.

Und so sitze ich hier, ein Fotograf im Jahr 2025, und spiele digitales Verstecken mit Algorithmen. Ich trickse, täusche und tarne, nur um meiner Arbeit nachgehen zu können. Eine Arbeit, die übrigens so alt ist wie die Kunst selbst. Aber das wissen Sie ja.

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