Meta macht auf Zensurbehörde

Meta macht auf Zensurbehörde

Als Aktfotograf kenne ich mich mit Zensur aus. Nicht etwa durch totalitäre Staaten oder ferne Regime — nein, mit Zensur mitten in der vermeintlich freien westlichen Welt. In jenem Westen, dem man gerne nachsagt, das Land der unbegrenzten Möglichkeiten zu sein.

Lesezeit: 3 Min.

Die Ironie dabei? Der schärfste Zensor trägt Hoodie statt Uniform und sitzt nicht in einem düsteren Ministerium, sondern auf einem kalifornischen Campus.

Meta — dieser Konzern, der uns alle so schön "vernetzt" — hat in den letzten Monaten seinen Kreuzzug gegen alles, was auch nur entfernt nach nackter Haut aussieht, massiv verschärft. Selbst mein Buchcover wurde zum Staatsfeind erklärt. Wohlgemerkt: ein bereits zensiertes Cover. Ich hatte es bewusst so produziert, dass es den Richtlinien entspricht, damit Käufer es später problemlos posten können, ohne ahnungslos in die Sperr-Falle zu tappen.

Aber Meta hielt mein Cover trotzdem für "sexuelle Stimulation". Retroaktiv wurden alle meine Posts gelöscht — Posts, die monatelang völlig unbehelligt online standen. Plötzlich prasselten Verwarnungen für uralte Inhalte auf mich ein, als hätte sich nachts heimlich jemand in mein Profil geschlichen und dort Pornos versteckt.

Das Perfide daran: Es gibt keinen Ansprechpartner. Keine Begründung. Keinen Einspruch. Sie löschen einfach und schweigen sich aus wie ein trotziges Kind, das beim Streichespielen erwischt wurde.

Als Einzelperson, als Fotograf mit gerade mal 7.000 Facebook-Fans, dachte ich noch: "Pech gehabt, Simon. David gegen Goliath endet nun mal meistens schlecht für David." Aber dann passierte etwas Bemerkenswertes.

Meta sperrte den Playboy Deutschland.

Wow. 1,9 Millionen Follower. Weg. Einfach so. Ohne Vorwarnung, ohne Begründung, ohne auch nur den Versuch einer Kommunikation. Der Chefredakteur Florian Boitin beschreibt es treffend: Selbst auf Nachfrage wollte oder konnte niemand bei Meta Deutschland Gründe nennen.

Jetzt werden Sie vielleicht einwenden: "Ist doch nur Facebook. Gibt doch andere Plattformen." Stimmt. Genauso wie es andere Zeitungen gäbe, wenn man die größte verbieten würde. Oder andere Fernsehsender, wenn man den meistgesehenen abschalten würde.

Die Realität ist: Social Media sind längst die wichtigsten Kommunikationsplattformen unserer Zeit geworden. Meta kontrolliert mit Facebook, Instagram und WhatsApp einen Großteil der digitalen Öffentlichkeit. Wenn sie einen Account löschen, ist das keine Hausordnung mehr — das ist faktische Zensur.

Besonders absurd wird es, wenn man bedenkt, dass Playboy seit Jahrzehnten am Kiosk steht, völlig legal verkauft wird und sogar in Supermärkten erhältlich ist. Aber auf Facebook? Zu gefährlich für die Gemeinschaft.

Meta agiert mittlerweile wie eine Geschmackspolizei, die ihre Moralvorstellungen automatisiert durchsetzt. Algorithmen entscheiden über publizistische Inhalte, ohne dass dahinter menschliche Überlegungen oder gar demokratische Prozesse stehen würden. Ein privater Konzern wird zur Zensurinstanz — und das in einem Rechtsstaat, der sich die Meinungsfreiheit auf die Fahnen geschrieben hat.

Was hier passiert, ist nichts weniger als ein Präzedenzfall. Wenn ein Monopolist wie Meta journalistische Seiten ohne Angabe von Gründen löschen kann, untergräbt das die Pressefreiheit fundamental. Es demonstriert, dass die Entscheidung über das, was öffentlich diskutiert werden darf, privatisierten Systemen überlassen wird.

Die Antwort darauf kann nicht sein, dass wir uns diesem digitalen Autoritarismus beugen. Boitin hat völlig recht: Das ist mit der Presse- und Meinungsfreiheit eines Rechtsstaates nicht vereinbar. Wenn ein Hoodie-Träger aus Kalifornien entscheidet, was in Deutschland gesagt werden darf, dann haben wir ein Problem.

Ein Problem, das weit über Aktfotografie und Lifestyle-Magazine hinausgeht.

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