Wie ein treuer Begleiter der Menschheit steht er herum, dieser schlichte weiße Plastikstuhl, der auf den Namen "Monobloc" hört. Wobei seinen Namen die wenigsten kennen. Er ist wie dieser eine Typ aus der Nachbarschaft, den man seit 20 Jahren grüßt, aber dessen Namen man nie erfragt hat, weil es irgendwann zu spät dafür war.
Der Monobloc ist der demokratischste aller Stühle. Er kostet so viel wie zwei Cappuccino, wiegt weniger als ein Sixpack Wasser und ist stabiler als so manche Ehe. In den 1970er Jahren wurde er erfunden, als jemand auf die geniale Idee kam, einen kompletten Stuhl aus einem einzigen Guss Polypropylen herzustellen.
Seitdem hat er sich vermehrt wie die Karnickel. Experten schätzen, dass es weltweit über eine Milliarde dieser Stühle gibt. Eine Milliarde!
Was mich am meisten fasziniert: Der Monobloc ist ein Chamäleon der Bedeutungen. In deutschen Schrebergärten ist er der Inbegriff spießiger Gemütlichkeit. Auf der Terrasse eines französischen Bistros wird er plötzlich zum Zeugen philosophischer Gespräche bei Rotwein und Gauloises. Auf meinen Fotos verwandelt er sich mal in einen prominenten Nebendarsteller, mal in eine zeitlose Skulptur.
Designkritiker rümpfen gerne die Nase über ihn. Zu banal, zu billig, zu… Plastik. Aber genau das macht ihn aus. Er ist der Anti-Star unter den Möbeln, der sich einen feuchten Kehricht um Designpreise schert. Während sich in Manufactum-Katalogen Esszimmerstühle für den Gegenwert eines Gebrauchtwagens spreizen, sitzt der Monobloc entspannt in der Ecke und denkt sich: "Hauptsache praktisch."
In Zeiten, in denen jedes Möbelstück eine Statement sein soll, in denen Menschen sich über die Herkunft ihrer Küchenstühle definieren, ist der Monobloc erfrischend charakterlos. Er ist einfach da. Ein stiller Diener der Sitzbedürftigen dieser Welt.