Alle Damen tragen exakt das gleiche, perfekt symmetrische dunkle Dreieck im Intimbereich. Ein bisschen wie gestempelt, denke ich noch. Zu perfekt, um wahr zu sein — und wie sich herausstellen sollte, war es das auch.
Meine fotografische Neugier war geweckt. Nach einigen Recherchen stieß ich auf ein pikantes Kapitel der Kostümgeschichte: den Merkin. Sie ahnen nicht, was sich hinter diesem harmlos klingenden Begriff verbirgt? Nun, sagen wir es unverblümt: Ein Schamhaartoupet. Ja, Sie haben richtig gelesen.
Die Geschichte dieser besonderen Haartracht reicht tatsächlich bis ins 15. Jahrhundert zurück und sie ist durchaus delikat. Damals mussten sich nicht nur Kurtisanen ihrer natürlichen Behaarung entledigen, sondern auch die feinen Damen der Gesellschaft. Der Grund war allerdings weniger ästhetischer Natur, sondern vielmehr ein höchst unangenehmes Problem: Ihre Ehemänner und Liebhaber hatten die peinliche Angewohnheit, von ihren Ausflügen kleine Untermieter mitzubringen: Filzläuse.
Eine rasierte Dame galt damals allerdings schnell als krank oder unsittlich, schließlich war üppiger Naturwuchs ein Zeichen von Gesundheit und Wohlstand. Stellen Sie sich die Situation vor: Madame leidet unter den Nebenwirkungen der außerehelichen Aktivitäten des Gatten, muss aber gleichzeitig den Anschein der Tugendhaftigkeit wahren. Was also tun? Die findige Lösung: Ein künstlicher Ersatz aus Pferde- oder Ziegenhaar, der von spezialisierten Perückenmachern gefertigt wurde.
Die Perückenmacher dieser Zeit entwickelten eine regelrechte Kunstfertigkeit in der Herstellung dieser delikaten Accessoires. Man könnte sagen, sie waren die ersten "Hair-Stylisten" für den Unterleib. Wobei sie diese Expertise vermutlich nicht in ihr Zunftschild gravieren ließen.
Aber lassen Sie uns mal spekulieren: Möglicherweise wurde das gute Stück an einer Art leistenartigen Unterhose festgenäht. Quasi die historische Vorform des modernen G-Strings. Oder vielleicht experimentierte man mit Naturharzen als Klebstoff?
Diese frühen Exemplare waren sicher nicht gerade ein Beispiel für Tragekomfort. Eher eine Art kratziger Miniatur-Teppich für intimste Stellen. Aber immerhin besser als die unerwünschten Untermieter!
Manche Herren der gehobenen Gesellschaft sammelten diese künstlichen Arrangements sogar als eine Art Trophäe. In manchen Museen kann man Schnupftabakdosen bewundern, die mit echten Schamhaaren verziert wurden. Eine echt schräge Form der Erinnerungskultur. Männer sind schon eine faszinierende Spezies.
Heute begegnet man dem Merkin hauptsächlich bei Film- und Theaterproduktionen. Selbst Oscar-Preisträgerin Kate Winslet trug in "Der Vorleser" (2008) solch ein Haarteil. Die Authentizität der Nachkriegszeit verlangte es.
Während meiner Recherche erfuhr ich Details zur modernen Befestigung: Ein hautfarbener G-String dient als Basis, darauf wird das kunstvoll gefertigte Haarteil mit Spezialkleber fixiert. Eine ziemlich aufwendige Prozedur. Aber immer noch einfacher als stundenlange Retusche in der Postproduktion.
Während ich im Crazy Horse die perfekt choreographierte Show verfolgte, musste ich grinsen. Da sitzt man als Fotograf, der täglich mit Nacktheit arbeitet, im renommiertesten Cabaret von Paris und grübelt über die Raffinesse eines Kostümteils, das die wenigsten Zuschauer überhaupt bemerken. Manchmal sind es eben die haarigen Details, die die Performance vollenden.
P.S. Und falls Sie sich wundern, warum Lina im Schrebergarten als Aufmacherfoto herhalten muss: Tja, mit Kamera wäre ich im Crazy Horse schneller draußen gewesen, als ich "Schamhaartoupet" hätte buchstabieren können.