Manchmal ist Schweigen die deutlichste Antwort. Wieder eine Mail an eine Buchhandlung, die unbeantwortet im digitalen Nichts verschwindet. Keine Absage, keine Erklärung — einfach Stille. Ab und zu kommt eine knappe Antwort: Man müsse heute "diverser" aufgestellt sein. Ich schmunzle bitter. Diversity ist wichtig — aber bedeutet sie nicht eigentlich Vielfalt statt Ausgrenzung?
Doch diese Brücken werden zunehmend einspurig. Was nicht in das eng gestrickte Raster zeitgenössischer Moralvorstellungen passt, wird aussortiert — durch Schweigen oder, wenn überhaupt, freundlich, aber bestimmt.
Sie denken jetzt vielleicht: "Das ist doch übertrieben!" Dann lassen Sie uns gemeinsam durch Frankfurt flanieren. Im ehrwürdigen Hugendubel an der Hauptwache erleben Sie mittlerweile eine Art kulturelle Schnitzeljagd: Zwischen Glitzerkugelschreibern und Türstoppern in Plüschtieroptik verstecken sich Bücher wie Ostereier. Thematische Ordnung war gestern, Bazar ist heute.
Bei Walther König an der Kleinmarkthalle finden Sie immerhin noch Kunstbände. Allen voran Helmut Newton, der seit über einem Jahrzehnt stoisch aus dem Schaufenster blickt.
Und wussten Sie, dass sich im Obergeschoss des Leica-Stores eine der faszinierendsten Fotobuch-Sammlungen der Stadt verbirgt? Vermutlich nicht. Denn unten stehen Herren in makellosen Anzügen vor Vitrinen mit Kameras, die Ihren Kontostand zum Schwitzen bringen — als wäre der Zutritt zur Bilderwelt im ersten Stock nur mit Platin-Mitgliedschaft gestattet.
Apropos Bilderwelten: Meine eigenen Arbeiten folgen einem anderen Ansatz. Sie sind bewusst reduziert, verzichten auf effekthaschende Posen und künstliche Dramatik. Was zählt, ist der Dialog zwischen Frau und Umgebung, zwischen Lebendigkeit und Sinnlichkeit.
Doch genau diese Einfachheit wird oft missverstanden — als sei Reduktion gleichbedeutend mit Oberflächlichkeit, als bräuchte echte Kunst komplizierte Erklärungen oder politische Rechtfertigungen. Als sei Erotik verboten.
Ein befreundeter Galerist meinte kürzlich: "Früher mussten wir unsere Kunst vor den Konservativen verteidigen. Heute vor den vermeintlich Progressiven." Er hat recht. Aber die neuen Gatekeeper der Kultur kommen nicht mehr mit erhobenem Zeigefinger, sondern mit einer Verbotskeule.
Verstehen Sie mich nicht falsch: Gesellschaftliche Weiterentwicklung ist wichtig. Aber muss sie mit kultureller Selbstzensur einhergehen? Kunst lebt von der Auseinandersetzung, vom Dialog, von unterschiedlichen Perspektiven.
Wenn wir anfangen, sie nach ihrer vermeintlichen politischen Korrektheit zu sortieren, verliert sie ihre wichtigste Eigenschaft: die Fähigkeit, zum Nachdenken anzuregen.