Wie alle Fotografen träumte auch Ben Hammer davon, ein Fotobuch zu produzieren. Als Blogger hatte er in der Vergangenheit verschiedene Projekte durchgeführt, wie zum Beispiel 2015 "Time for Prints", bei dem er Druckprojekte anderer Kreativer vorstellte und ihnen eine Plattform auf YouTube gab. Nachdem er mit der Arbeit an seinem eigenen Fotobuch begonnen hatte, merkte Ben bald, dass das Projekt nicht in die richtige Richtung geht. Er dachte intensiv über das Scheitern nach und darüber, was es bedeutet, zu scheitern. Scheitern als Teil des kreativen Prozesses, das Sammeln von Erfahrungen, das Leben im Hamsterrad, hoch fliegen und tief fallen.
2016 war eines seiner verrücktesten Jahre überhaupt: Er zog zurück aufs Land, trennte sich zum ersten Mal in seinem 25-jährigen Leben vom Internet und gründete dann sein eigenes Fotostudio in der Kölner Innenstadt. Einige Kollegen hatten ihm die analoge Olympus Mju II Kamera empfohlen und er konnte sie gebraucht kaufen. Diese Kamera wurde sein neuer Begleiter und er fotografierte mit ihr in einem Jahr fast 200 Filme. Es sind Schnappschüsse von Menschen, die seinen Weg kreuzten, hinter den Kulissen der alltäglichen, künstlerischen Arbeit, die durch das Leben drifteten, bis sie auseinanderdrifteten. Die in Alkoholexzessen und Drogenkonsum enden. Und der endgültigen Löschung seines ehemaligen Benhammer-Blogs. So erklärt sich auch der Titel des Buches: Leben und Tod von benhammer.
Für Ben war die Erstellung des Buches wie eine Therapie. Weg von dem Online-Hype und der Bilderflut auf Instagram. Nachdem er mehr als sechs Jahre lang ohne Unterbrechung übersättigt war, fühlte er, dass es Zeit für eine Veränderung war. Zeit, um herauszufinden, was Fotografie für ihn bedeutet, und um einen neuen Blick auf die Fotografie und andere Menschen zu gewinnen. Die Veröffentlichung des Buches fühlte sich auch für Ben wie eine Befreiung an. Schließlich ist es faszinierend, die Spontaneität und Ehrlichkeit seiner Bilder zu sehen.
Der Kölner Fotograf hat die Liebe zur Fotografie zurückgewonnen und herausgefunden, was er wirklich will und kann: Dokumentationen über das Leben und die Menschen machen. Für Ben ist die Fotografie eine großartige Möglichkeit, Menschen zusammenzubringen und er ist dankbar dafür, dass Fotos einen Einblick in die Lebensentwürfe anderer Menschen ermöglichen, ohne dass sie eingewickelt werden. Die Fotografie gibt viel mehr, als sie den Menschen nimmt, glaubt Ben. Bei einem reflektierten Umgang kann man durch die Fotografie so viel lernen. Die Fotografie endet in Visionen und nicht in Bildern. Leider sehen viele Menschen dieses Potenzial nicht und verschwenden so viel Zeit mit der so genannten sozialen Fotografie.
Für Ben sind Persönlichkeit und angenehme Farben das Wichtigste auf Fotos. Er versucht, den Menschen, die er fotografiert, so nahe wie möglich zu kommen, um eine intime Verbindung herzustellen. Reden, Chillen und Clownerie sind Teil seines Prozesses. Seine Fotos sind technisch nicht perfekt. Eher wie ein ehrlicher Blick, der beschreibt, wie er das Leben sieht.
Deine Fotos sehen aus wie von einem Freund gemacht. Nur in cool.
Fotografie heute
Beruflich liebt Ben die Herausforderung, mit Marken zu arbeiten. Fotografische Reportagen sind das, wofür er steht. Egal ob über Musiker, Sportler oder andere Menschen. Seine Herangehensweise ist immer dieselbe: Schöne Geschichten schaffen. Die Ausrüstung spielt dabei keine große Rolle. Auch mit einem minimalistischen Setup kann man schöne Bilder machen.
Die Anforderungen an Fotografen haben sich in der heutigen Zeit völlig verändert. Deshalb sieht Ben Hammer der Frage nach der Konkurrenz und der Tatsache, dass heute jeder eine Kamera hat, gelassen entgegen. Fotografen brauchen so viel mehr als nur eine Kameraausrüstung. Nur etwa 5 % seiner Arbeit hat mit der Verwendung einer Kamera zu tun. Der Rest ist Wissen über Medien, wie man die Zielgruppen für die Kampagnen der Kunden entsprechend anspricht, den Zeitgeist einfängt, ohne den Markenwert zu verzerren. Fotografen müssen in der Lage sein, all diese Dinge zu liefern und das in so kurzer Zeit, dass Profis die wachsende Zahl guter Hobbyfotografen nicht fürchten müssen.
Es besteht ein ständiger Lernbedarf, um mit der Zeit zu gehen und mit den Markttrends Schritt zu halten. Und während die Budgets immer kleiner werden, wächst der Gesamtmarkt weiter. Auf lange Sicht gewinnt die Qualität.
Der Besitz eines eigenen Fotostudios hat seinen Tagesablauf verändert. Er hat jetzt einen kurzen Arbeitsweg, der sich erwachsener anfühlt. Und natürlich kann man mit viel mehr Platz mehr machen als in seinem Wohnzimmer. Er hat bereits Ausstellungen gemacht, hat Platz für die Lagerung seiner Bücher und ist viel flexibler. Statt nach Locations zu suchen, kann er spontan in seinem Atelier shooten. Und andere Kreative im selben Gebäude zu haben, hilft auch. Der kreative Austausch erweitert Bens Horizont.
Das Buch"Das Leben und Sterben des benhammer" hat 366 Seiten, ist 20x26,5cm groß und wiegt 1,6kg. Es enthält 18 deutsche Popsongs und einige persönliche Texte und Notizen zu den Bildern.
Es war cool, Ben getroffen zu haben, denn es macht mich glücklich, Menschen kennenzulernen, die voller Tatendrang sind. Und ich bin schon gespannt, was er sich als nächstes einfallen lässt.