Ja, diese Augen.
Als hätten sie sich darauf geeinigt, dass man über die anderen Vorzüge des Gegenübers erst nach dem dritten Gin Tonic sprechen dürfe. Dabei sind Augen, technisch gesehen, nichts weiter als zwei feuchte Kugeln in unserem Kopf. Allerdings — und das ist der fiese Teil — können wir nicht aufhören, sie anzustarren. Das ist wie mit dem Kühlschrank nachts um drei. Man weiß, dass sich seit dem letzten Kontrollblick vor zehn Minuten kein Tiramisu materialisiert hat. Und trotzdem macht man ihn wieder auf.
Als Fotograf kenne ich die Magie der Augen nur zu gut. Ein Porträt ohne fokussierte Augen ist wie ein Martini ohne Olive — technisch möglich, aber ein fataler Fauxpas. Die Augen müssen scharf sein, gestochen scharf, denn sie sind es, die die Geschichte erzählen. Alles andere ist nur Dekoration.
Dabei spielt die Farbe eine überraschend untergeordnete Rolle. Ob braun wie dunkle Schokolade, blau wie der Himmel über Saint-Tropez oder grün wie der erste Spritzer Absinth — es ist der Ausdruck, der zählt. Die Art, wie sie funkeln, wenn ihr Besitzer lacht, wie sie zu schimmern beginnen, wenn eine Geschichte sie berührt.
Im Reich der Tiere folgt der Blickkontakt anderen Regeln. Während wir Menschen uns in Augen verlieren können wie in einem guten Burgunderwein, bedeutet für einen Hund der direkte Blick eine Kampfansage. Katzen hingegen haben die Kunst der Augenkommunikation perfektioniert. Mit einem einzigen Blick können sie uns manipulieren wie ein geschickter Croupier seine Karten.
Vielleicht schwärmen die First Dates-Kandidaten auch deshalb so beharrlich von den Augen ihrer Gegenüber, weil ein echter Blickkontakt heute so selten geworden ist wie ein Festnetztelefon mit Wählscheibe. In Zeiten, in denen wir hauptsächlich auf Bildschirme starren — vom Smartphone bis zum Laptop — ist ein Paar lebendiger Augen direkt vor uns fast schon eine exotische Erfahrung. Wie ein analoges Abenteuer in einer digitalen Welt.