Gestern wieder so ein Moment: Ich sitze vor dem Bildschirm und soll einen schwarzen Balken über eines meiner sorgfältig komponierten Bilder legen. Eine absurde Situation, die mich jedes Mal aufs Neue frustriert.
Verstehen Sie mich nicht falsch, ich bin kein Revolutionär. Seit über zehn Jahren arbeite ich mit einem Jugendschutzbeauftragten zusammen, völlig freiwillig übrigens.
Verantwortungsvolle Fotografie ist für mich selbstverständlich. Aber was derzeit von den großen Plattformen als "angemessen" definiert wird, hat mit Jugendschutz wenig zu tun.
Besonders bitter wird es bei Bildern, die von Subtilität leben. Wenn ich einen plumpen schwarzen Balken über eine feinfühlig komponierte Aufnahme setzen muss, zerstört das nicht nur die ästhetische Balance, es verändert die gesamte Bildsprache.
Ein sorgfältig aufgebautes visuelles Narrativ wird mit einem Schlag zunichte gemacht. Als würde man einem Pianisten vorschreiben, nur die weißen Tasten zu benutzen.
Was mich dabei am meisten frustriert: Die komplette Willkür des Systems. Eine KI entscheidet über künstlerischen Ausdruck, macht dabei aber ständig Fehler. Selbst völlig harmlose, bekleidete Aufnahmen können plötzlich als "anstößig" eingestuft werden. Von einer Vorwarnung keine Spur. Manchmal ist einfach das Konto gesperrt. Ende der Durchsage.
Die offiziellen Richtlinien sind das Papier nicht wert, auf dem sie nicht mal gedruckt sind. In der Praxis herrscht das pure Chaos. Während manche meiner durchdachten künstlerischen Arbeiten blockiert werden, quillt meine Timeline über vor durchaus freizügigen Posen risikofreudiger Modelle.
Als Fotograf, der mit subtilen und künstlerischen Darstellungen arbeitet, bewege ich mich ständig auf dünnem Eis. Selbst wenn ich festen Boden unter den Füßen habe.