Mit einem Bildband anzufangen ist immer wieder eine große Herausforderung. Die Bilder für meine Bücher entstehen gezielt. Es ist nicht einfach ein Abdruck der besten Motive aus meinem Portfolio. Stattdessen suche ich nach einem roten Faden. Ein übergreifendes Thema, das alles zusammenhält, ohne gezwungen zu erscheinen. Und am allerwichtigsten ist ein guter Fluss beim Blättern und Stöbern zwischen den Bildgeschichten.
Weil ich Bilderbücher mache, gibt es weder Seitenzahlen noch Text dazwischen. Mein Text beschränkt sich auf mein Vorwort, weil ich weiß, dass viele Käufer nicht gerne lesen. Die, die es doch tun, finden ab jetzt jeden Mittwoch in meinem Blog eine Erzählung zu den einzelnen Bildgeschichten im Buch. Wie die Dinge entstanden sind, was ich mir dabei gedacht habe und was beim Shooting so passiert ist.
Ich schreibe mein Vorwort auf Englisch, weil nur eines der 27 Modelle aus »Mellow« Deutsch spricht. Und manches kann ich auf Englisch besser ausdrücken. Ich habe mir dabei von der lieben Erika helfen lassen. Sie ist meine Vertrauensquelle, wenn es um gut klingendes Englisch geht. Schließlich bin ich kein Muttersprachler, sondern ich habe nur zweieinhalb Monate meines Lebens (alleine) in den USA verbracht.
Vorwort
Während in meinem vergangenen Buch das Durchschnittsalter der Modelle bei 23 lag, was verdammt jung ist, sind die 27 Frauen dieses Mal im Schnitt 28 Jahre alt. Mit 28 besitzen sie mehr Lebenserfahrung und kennen ihren Körper besser. Das habe ich deutlich gespürt. Und auch ich selbst bin äter und reifer geworden.
Jemand, der mellow ist, wird oft als entspannt und gelassen beschrieben. Die Person regt sich nicht zu sehr über Dinge auf, die außerhalb ihrer Kontrolle liegen. Sie ist mit ihrem Leben zufrieden und hat nicht das Bedürfnis, sich anderen gegenüber zu beweisen oder ständig nach mehr zu streben.
Das gefällt mir.
Wenn Menschen leicht und angenehm berauscht sind, sagen sie manchmal, dass sie sich mellow fühlen, weil sie einen entspannten und angenehmen Zustand erreicht haben. Das ist so das Gefühl nach einem Glas Wein. Man spürt den Alkohol, aber im positiven. Ich trinken zwar nur noch äußerst selten Alkohol und will hier auch keine Vergleiche mit einem Suchtmittel beschreiben, aber die Beschreibung dieses leicht beschwippsten, minimal berauschten Gefühls passt ganz gut, wie ich finde.
Früchte oder Weine werden ebenso wie Menschen reifer und können als having mellowed bezeichnet werden, wenn sie einen vollen und angenehmen Geschmack ohne Schärfe erreichen.
Und auch auf die Art wie ich diesen Bildband fotografiert habe. Ich habe sehr viel mit Diffusions-Filtern fotografiert. Eigentlich fast immer. Um den digitalen Look zu mildern und meine Bilder sanfter zu machen. Es passt für mich zum Genre Aktfotografie enorm gut.
Wenn ich schreibe, dass die Frauen "sich erlauben, zu strahlen", so möchte ich mit diesem bildlichen Ausdruck sagen, dass sie ihre einzigartigen Qualitäten und Talente zum Ausdruck bringen, ohne sich zurückzuhalten oder zu verstecken. Da sie nackt sind, kostet so etwas natürlich Überwindung. Es geht also darum, selbstbewusst und selbstsicher zu sein. Es geht auch darum, die beste Version von sich selbst zu sein und dies mit der Welt zu teilen und andere dadurch zu inspirieren. Unverfälscht echt zu sein und Positivität, Selbstvertrauen und Authentizität auszustrahlen, entspricht irgendwie auch noch dem aktuellen Zeitgeist.
Die Beschreibung "das Leben umarmen" impliziert eine warme und akzeptierende Haltung, die mit dem »Mellow«-Thema übereinstimmt. Und es schafft sofort ein schönes Bild im Kopf, wie ich finde.
In meinem Vorwort suggeriere ich auch, dass die gezeigten Frauen andere dazu inspirieren, dasselbe zu tun, indem sie sich selbst strahlen lassen. Damit meine ich natürlich nicht, dass sich jeder ausziehen soll, sondern dass ein entspanntes Leben und Zusammenleben für uns alle eine bessere Welt bedeutet.
Letztendlich ist das Leben für jeden von uns eine Reise. Wir erleben dabei Höhen und Tiefen. Es passieren gute und schlechte Dinge. »Mellow« impliziert eine nachdenkliche, gemächliche Reise durch das Leben, und die Aufforderung, "innezuhalten und deine Träume wandern zu lassen", passt perfekt zur Idee einer sanften und besinnlichen Erkundung des Lebens.
Die Grundhaltung ist aber da und ich bin ja auch kein Knipser, sondern ein sehr nachdenklicher und sensibler Mensch.
Tezz taucht bereits im Vorwort auf, denn die tiefen Gespräche mit ihr, haben mich dazu inspiriert, so viel nachzudenken und in diese Gefühlswelt zu kommen. Der "sanfte Sprung", von dem ich spreche ist bewusst als Widerspruch gewollt. Und sich lebendig zu fühlen, ist sicherlich einer der großen Träume, der in vielen von uns schlummert.
Auf geht's.
Jeden Mittwoch erzähle ich ab jetzt in meinem Blog Hintergründe zu einer der 35 Bildstrecken in meinem Bildband »Mellow«. Kaufen Sie bitte Ihr Exemplar, bevor alle Bücher weg sind.
