Schönheit ist nicht ganz subjektiv

Schönheit ist nicht ganz subjektiv

Viele Menschen glauben, dass Schönheit subjektiv ist und jeder seine eigenen Vorlieben hat. Es gibt jedoch objektive Standards von Schönheit, die jeder schätzen kann. In diesem Artikel schreibe ich über Merkmale und Eigenschaften, die von den meisten Menschen als schön empfunden werden, und wie dieses Verständnis uns in der Fotografie helfen kann.

Lesezeit: 5 Min.

Schönheit liegt im Auge des Betrachters.

Dieses Sprichwort erinnert uns daran, dass persönlicher Geschmack und Vorlieben eine große Rolle dabei spielen, was wir als attraktiv oder angenehm für das Auge empfinden. Was für den einen schön ist, muss für den anderen nicht unbedingt schön sein.

Es gibt Hinweise darauf, dass unsere Wahrnehmung von Schönheit von unseren vergangenen Erfahrungen und Assoziationen beeinflusst wird. Studien haben beispielsweise gezeigt, dass Menschen Gesichter attraktiver finden, wenn sie bestimmte Merkmale mit ihrem eigenen Gesicht oder mit den Gesichtern von Menschen teilen, die sie attraktiv finden.

Ich habe einmal mit einem Freund darüber diskutiert, ob dies auch in die andere Richtung gilt. Also ob wir andere Menschen vielleicht deshalb abstoßend finden, weil sie Eigenschaften haben, die wir an uns selbst nicht mögen. Und wir kamen beide zu dem Schluss, dass da etwas Wahres dran sein muss.

All dies deutet darauf hin, dass unsere persönlichen Vorlieben für Gesichtsmerkmale von unserem eigenen Aussehen oder dem Aussehen von Menschen beeinflusst werden, die wir attraktiv finden.

In meiner mündlichen Abiturprüfung musste ich Fragen über den Philosophen Immanuel Kant beantworten, und seine komplexe, verschachtelte Sprache war so zermürbend, dass ich dachte, ich würde nie wieder mit ihm in Berührung kommen.

Seine philosophischen Ausführungen bereiteten mir Kopfschmerzen und eine schlechte mündliche Note.

Aber nun muss ich seine Ansichten über Schönheit und Geschmack doch einmal erwähnen, denn sie stimmen mit meiner persönlichen Sichtweise überein. Ich habe seine Sprache erheblich vereinfacht, damit sie verständlich ist:

Immanuel Kant war der Ansicht, dass die Ästhetik des Geschmacks subjektiv ist, dass es aber bestimmte universelle Prinzipien gibt, die unsere Urteile über Schönheit leiten. Er argumentierte, dass Schönheit durch die Art und Weise bestimmt wird, wie ein Objekt präsentiert wird, und nicht durch das Objekt selbst, und dass unsere Urteile über Schönheit auf der Harmonie, den Proportionen und der Einheit des Objekts basieren.

Schönheit gefällt uns

Biophilie ist ein Begriff, der auftaucht, wenn man darüber nachdenkt. Er beschreibt die menschliche Anziehung zur Natur und zu lebenden Dingen. Es ist dieses Gefühl, das Sie haben, wenn Sie einen Spaziergang im Wald machen oder dem Rauschen der Wellen am Strand lauschen. Es ist die Art, wie Sie sich fühlen, wenn Sie einen wunderschönen Sonnenuntergang sehen oder Vögel am Himmel fliegen sehen.

Biophilie ist der Grund, warum wir Pflanzen in unseren Häusern haben möchten oder warum wir uns in einer natürlichen Umgebung entspannter fühlen. Es ist ein fundamentaler Teil unserer Biologie und erinnert uns daran, dass wir mit der natürlichen Welt um uns herum verbunden sind.

Dies führt zu objektiven Standards von Schönheit, die auf Eigenschaften wie Symmetrie, Proportion und Harmonie basieren. In Kunst und Design werden beispielsweise bestimmte Prinzipien wie die Drittelregel oder der Goldene Schnitt verwendet, um visuell ansprechende Kompositionen zu schaffen.

Biophilie

Die angeborene menschliche Tendenz, Verbindungen zur Natur und anderen Lebensformen zu suchen.

Menschen mögen Kurven

Wissenschaftlich gesehen bevorzugen Menschen Kurven gegenüber geraden Linien, habe ich gelesen. Witzig, nicht wahr?

Kurven könnten attraktiv sein, weil sie mit Fruchtbarkeit und Fortpflanzungsgesundheit assoziiert werden. Männer finden kurvigere Frauen attraktiver, weil sie einen höheren Östrogenspiegel haben, der auf bessere Fruchtbarkeit hinweist. Wirklich?

Kurven könnten auch visuell interessant sein und mehr neuronale Bahnen im Gehirn stimulieren, was zu einem größeren visuellen Vergnügen führt. Das kann ich nachvollziehen.

Darüber hinaus können kulturelle Faktoren eine Rolle bei der Prägung unserer ästhetischen Vorlieben für Kurven spielen. In einigen Kulturen werden Kurven mit Wohlstand und Prosperität assoziiert, während sie in anderen mit Sinnlichkeit und Sexualität in Verbindung gebracht werden.

Ist Reduktion der Schlüssel?

Ich bin mir sicher, dass ich schon mehrfach in meinem Blog geschrieben habe, dass Reduktion der Schlüssel ist. Dabei habe ich es mir jedoch zu einfach gemacht.

Ich wollte damit nur sagen, dass wir unser Gehirn nicht mit visuellen Reizen überstimulieren sollten. Nicht, dass das einzelne Bild super simpel und reduziert sein muss. Sonst dürfte man nur noch in einem weißen Studio fotografieren.

Als Menschen scheinen wir ein gewisses Maß an Komplexität oder Vielfalt der Form zu brauchen, aber nicht zu viel.

Menschen neigen dazu, ein gewisses Maß an Komplexität im Design oder in der Kunst interessanter und ansprechender zu finden. Während Einfachheit und Reduktion effektiv sein können, um eine Botschaft zu vermitteln oder eine starke visuelle Wirkung zu erzielen, kann zu viel Einfachheit langweilig oder uninspirierend werden.

Dies liegt daran, dass Menschen eine natürliche Tendenz haben, nach Mustern, Neuem und visuellem Interesse zu suchen, was durch ein gewisses Maß an Komplexität erreicht werden kann.

Interessant, nicht wahr?

Komplexität bedeutet nicht zwangsläufig überladen oder chaotisch. In der Fotografie müssen wir Einfachheit und Komplexität ausbalancieren und eine visuelle Hierarchie schaffen, die die Aufmerksamkeit des Betrachters lenkt und eine Botschaft effektiv kommuniziert. In diesem Sinne kann Komplexität als Werkzeug zur Schaffung von visuellem Interesse und Engagement gesehen werden.

Organisierte Komplexität

Unsere Vorliebe für Symmetrie könnte aus mehreren Gründen in der menschlichen Natur verwurzelt sein. Ein Grund ist, dass Symmetrie oft mit guter Gesundheit und genetischer Qualität verbunden ist. Menschen neigen dazu, symmetrische Gesichter attraktiver zu finden als asymmetrische. Unser Gehirn mag auch Muster und Ordnung, und Symmetrie ist eine Art von Muster, das für unser Gehirn leicht zu erkennen und zu verarbeiten ist, was es angenehm für unsere Augen macht.

Wie immer kann man jedoch auch genau das Gegenteil nutzen und durch Asymmetrie mehr Aufmerksamkeit erzeugen, um ein Foto markanter zu machen.

Der Trick liegt in der Vielfalt.

Schönheit ist nicht ganz subjektiv

Man kann also nicht sagen, alles ist schön, es liegt im Auge des Betrachters. Etwas nicht zu mögen ist nicht automatisch eine Frage des persönlichen Geschmacks.

Nein, es gibt universelle Regeln, die man kennen sollte. Und obwohl ich einige der Gestaltungsregeln schon zu meiner Zeit als Student studiert habe, finde ich es immer wieder interessant, mich von Zeit zu Zeit bewusst mit solchen Themen auseinanderzusetzen. Und mehr darüber herauszufinden, was Menschen als schön empfinden.

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