Alle reden im Moment über KI. Künstliche Intelligenz lässt uns glauben, dass nur der Computer großartige Bilder erschaffen kann. Sie wird mit einer unglaublichen Menge an Material gefüttert und muss daher in der Lage sein, wahnsinnig tolle neue Dinge daraus zu erschaffen, nehmen wir an.
Wir neigen dazu zu vergessen, wie kraftvoll unsere eigenen Gedanken sind. Das habe ich in meinem Traum gespürt. Ich war in einem Haus in Portugal. Nur für ein paar Stunden bin ich mit dem Auto dorthin gefahren, weil ich ein Vorstellungsgespräch oder so hatte. Ich fuhr über eine Brücke über einen breiten Fluss und sah aus dem Fenster links einen Strand. Der Sand war hellgelb und es war dunstig. Ich rief meine Frau an, um ihr zu sagen, dass ich später nach Hause komme, weil ich abends noch kurz am Strand anhalten möchte, während ich in Portugal bin.
Also war alles sehr verworren, wie es in Träumen so ist. Aber ich erinnere mich in allen Einzelheiten an das Haus, in dem ich meinen Termin hatte. In der Mitte des Gebäudes gab es drei schmale Aufzüge. Die Architektur war im Art-Déco-Stil. Der Flur war leicht rund und jedes Mal, wenn der Aufzug anhielt, machte er ding. Das Erstaunliche war, dass man noch drei Treppen steigen musste, um vom Aufzug zu den Büros zu gelangen. Ich fand das praktisch, weil man nachts nicht vom Dingen des Aufzugs gestört würde. Noch so eine Traumsache. Alles war ein bisschen durcheinander.
Aber ist es nicht wunderbar, wenn das Gehirn abschweifen und seine eigenen Welten erschaffen kann? Nicht nur versuchen, das Böse in der Welt nachts zu verarbeiten, sondern positive Geschichten in einem filmähnlichen Stil erzählen. Das habe ich sehr genossen. Und vielleicht bin ich deshalb danach zu einer wunderschönen Bucht in dieser portugiesischen Stadt gegangen und habe eine perfekte Fotolocation entdeckt.
Normalerweise wäre ich dann enttäuscht, wenn ich aufwache und feststelle, dass alles nur ein Traum war. Diesmal war ich jedoch dankbar. Dankbar, weil ich die schönen Bilder in meinem Kopf behalten habe und mich auch jetzt noch an sie erinnere.
Heutzutage sind wir mit der ständigen Präsenz von Bildschirmen brutal einseitigen visuellen Reizen ausgesetzt. Das Ausmaß ist fast schon krank. Und wenn man sieht, dass kleine Kinder oft mit Smartphones ruhiggestellt und schon in sehr jungem Alter bewegten Bildern ausgesetzt werden, macht mir das Angst.
Zukünftige Generationen werden wahrscheinlich Probleme haben, selbst fantasievolle Bilder zu entwickeln. Sie werden einfach vergessen haben, wie das geht. Deshalb empfehle ich das Lesen von Romanen. Das soll kein erhobener Zeigefinger sein, sondern auch eine Erinnerung an mich selbst.
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Ich lese nicht genug, und wenn ich von Lesen spreche, meine ich nicht Dinge wie diesen Blogartikel, ich meine echte Romane, die einen in eine Geschichte eintauchen lassen und bei denen das Gehirn Bilder zur Handlung erschafft. Wann haben Sie zuletzt einen Roman gelesen?