Erste Male

Erste Male

Unser Leben basiert auf Erfahrungen. Diese sammeln wir von klein auf. Wir versuchen aufzustehen, fallen hin und so lernen wir zu laufen. Irgendwann essen wir zum ersten Mal einen Schokoladenkuchen oder schwimmen im Meer. Diese Momente prägen uns (ich rede hier nicht von Kalorien). Erste Male sind immer etwas Besonderes.

Lesezeit: 3 Min.

1989 sang Robin Beck: "First time, first love — oh what feeling is this…" Ich bin sicher, die Melodie ist auch in Ihrem Kopf präsent. Und sei es nur wegen des Coca-Cola-Werbespots.

Erste Male sind auch für mich als Fotograf sehr intensiv, denn sie verbreiten Magie. Selbst als Erwachsener gibt es noch viele erste Male — zumindest kann ich das von mir sagen.

Es gibt zum Beispiel Reiseziele, an denen ich in meinem Leben noch nie war. Ich könnte viele Orte nennen, die ich in Zukunft entdecken möchte. Mehr aus fotografischer Sicht als um eine Bucket List abzuhaken.

Routine ist das Gegenstück zu ersten Malen. Für Pflichtaufgaben ist Routine großartig. Aber wenn man sich zu oft wiederholt, verliert man früher oder später die Aufregung.

An Routinen ist nichts auszusetzen. Ich habe viele Routinen in meinem Alltag, da ich ein sehr strukturierter Mensch bin.

Routinen helfen, den Kopf freizubekommen. Die besten Ideen kommen einem doch unter der Dusche, oder? Das Waschen funktioniert automatisch ohne aktives Nachdenken. Und wenn der Geist frei ist, beginnen die Gedanken zu tanzen und bringen manchmal interessante Dinge ans Licht.

In einem kreativen Prozess sind jedoch erste Male wichtig. Sie strahlen einen Geist der Entdeckung aus und lassen einen wie ein Pionier fühlen. In einem drin ist diese Aufregung. Aufregung, die einen lebendig fühlen lässt und beim Kreativsein hilft. Es ist wie eine treibende Kraft.

Das habe ich besonders während der Pandemie erlebt, als sich mein Leben nur um Routinen drehte und es sich für mich schrecklich uninspirierend anfühlte.

Erstes Mal auf Ibiza

Momente, die man nicht vergisst

Manchmal denke ich an Shooting-Tage zurück, an denen ich um 4:30 Uhr morgens aufstand, zweihundert Kilometer mit dem Auto fuhr, zwischendurch anhielt und fotografierte und so bis zum Sonnenuntergang weitermachte.

Bei meiner allerersten Reise nach Ibiza war es so. Sowohl für das Model als auch für mich war es das erste Mal auf dieser wunderschönen Insel und wir waren beide Feuer und Flamme.

Raphaella
Als ich die Insel zum ersten Mal entdeckte, brannte ich vor Begeisterung.

Süchtig nach mehr

Erste Male machen süchtig. Dieses Gefühl von Konzentration und Respekt, das sich in einen Endorphinrausch und Hochgefühl verwandelt, lässt einen es immer wieder erleben wollen. Aber ein zweites Mal steht immer in Konkurrenz zur ersten Erfahrung. Es ist also einfacher und sicherer, ein weiteres erstes Mal zu schaffen, um die Aufregung wieder zu spüren.

Vielleicht ist das die alte Jäger-und-Sammler-Sache, von der in der Biologie oft gesprochen wird.

Man sagt, man sollte beim Erwachsenwerden ein Kind im Inneren bleiben. Für den kreativen Prozess glaube ich, dass dies wahr ist. Es ist wichtig, diese Begeisterung und Neugier zu bewahren.

Wir erinnern uns an die ersten Male in unserem Leben. Und ich möchte auch solche besonderen Geschichten mit meiner Kamera festhalten — um Erinnerungen zu schaffen, die bleiben.

Wann haben Sie das letzte Mal etwas zum ersten Mal getan?
Bei Sonnenuntergang

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