Fünf Phasen eines Shootings

Fünf Phasen eines Shootings

Im Laufe der Jahre habe ich herausgefunden, dass meine emotionalen Zustände bei jedem Fotoprojekt, das ich habe, mehr oder weniger gleich wechseln. Ich nehme meinen Job sehr ernst. Vielleicht manchmal zu ernst. Aber es ist irgendwie amüsant, dass ich bei jedem einzelnen Shooting diese fünf Phasen durchlaufe.

Lesezeit: 3 Min.

Phase 1: Lampenfieber

Ich bereite jedes Shooting intensiv vor. Vom Styling über mögliche Posen, Licht-Setups bis hin zum Timing. Eigentlich möchte ich nichts dem Zufall überlassen. Beim Fotografieren mache ich vieles spontan, aber eine gute Vorbereitung gibt mir Sicherheit und die Freiheit, spontan auf neue Situationen zu reagieren.

Und dennoch fühle ich mich vor jedem Shooting innerlich angespannt. Ich fühle mich wie ein Rennpferd, das in einer Box eingesperrt ist und darauf wartet, dass es endlich losgeht. Wenn ein Make-up-Artist dann Lust hat, das Model stundenlang zu schminken, scharren meine Hufe.

Spaß beiseite. Ich denke, Lampenfieber ist ein gutes Zeichen. Es zeigt, dass ich nach so vielen Jahren jedes Shooting wirklich ernst nehme und immer ein gutes Ergebnis erzielen möchte. Ich knipse nicht einfach drauflos, ich gebe immer mein Bestes.

Phase 1: Lampenfieber

Phase 2: Tunnel

Während des Shootings bin ich im Tunnel. Besonders bei größeren Produktionen vergesse ich alles um mich herum. Ich schaue nicht auf mein Handy und manchmal vergesse ich sogar, regelmäßig etwas Wasser zu trinken. Ich liebe es, völlig fokussiert zu sein und ohne Ablenkungen zu arbeiten. Die besten Ergebnisse werden erzielt, wenn das Model komplett fallen lässt und zu 100% beim Shooting ist, wie ich.

Phase 2: Tunnel
Phase 3: Euphorie

Phase 3: Euphorie

Wenn das Shooting vorbei ist, bin ich zunächst euphorisch. Ich kenne die guten Ergebnisse, ich bin schweißgebadet und weiß, dass ich alles gegeben habe. Es war ein anstrengender Tag. Muskelkater ist am nächsten Morgen garantiert. Und ich bin wirklich erschöpft. Aber in meinem Kopf herrscht Euphorie. Ich bin glücklich und freue mich auf die tollen Bilder.

Phase 4: Ernüchterung

Wenn ich dann die hunderte Fotos auf den Computer übertragen habe und sie mir im Detail ansehe, finde ich immer etwas, das besser hätte sein können. Ich will nicht sagen, dass ich enttäuscht bin. Aber es gibt definitiv eine gewisse Ernüchterung. Vielleicht auch, weil ich jedes Motiv etwa 30 Mal fotografiere und somit ständig Bilder sehe, die sich sehr ähnlich sind. Das fühlt sich ermüdend an.

Phase 4: Ernüchterung
Phase 5: Zufriedenheit

Phase 5: Zufriedenheit

Wenn die endgültige Auswahl getroffen ist und die Bilder bearbeitet und retuschiert wurden, gibt es wieder einen richtigen Aufschwung. Wie eine Rakete. Dann bin ich absolut glücklich. Die Bilder sind viel besser geworden als erwartet. Und ich bin in absolut positiver Stimmung. Manchmal frage ich mich sogar, wie ich das alles geschafft habe und sage mir, dass ich ein guter Fotograf bin.

Es ist seltsam, dass meine Gefühle immer Achterbahn fahren. Ich weiß auch nicht genau, woran das liegt. Ich bin sicher, ich habe in meinen Schilderungen oben ein klein wenig übertrieben. Aber im Grunde fühlt sich jedes Shooting für mich so an.

Vielen Dank an Clementine, die mir geholfen hat, diesen Artikel zu illustrieren. Was für ein wunderbares Model!

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