Why is Perfection Boring? 🇺🇸 🇩🇪

Why is Perfection Boring? 🇺🇸 🇩🇪

As we are dominated by filters and flawlessly retouched Instagram feeds, I find myself pondering a curious question: Why are we often more drawn to small imperfections, unexpected moments, and imperfect images? This theme has been following me for quite some time, making me wonder why I actually prefer imperfection.

 

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Perfection is like the horizon — the closer we try to get, the further it seems to recede. In photography, this becomes particularly evident: sharper sensors, better lenses, more sophisticated image editing, and now AI. But have these advances really made our images better? Or are we losing exactly what makes a photograph come alive — its soul?

Our very existence is inherently imperfect. We have asymmetrical facial features, unique ways of walking, individual quirks — not to mention blemishes and wrinkles. Yet these very "flaws" make us human and unique, and most importantly, approachable. They create intimacy and enable a sense of connection.

This is particularly important in my photography. I want viewers to relate to a situation or feel drawn into a scene. When photographing women, I aim for them to appear perfect yet not unrealistically so — allowing viewers to develop a genuine attraction. It's difficult to explain, but there are certainly gradients of perfection, and as humans, we're incredibly sensitive to these nuances.

This is why I'm such an opponent of today's beauty obsession. Inflated lips (euphemistically called "fillers") and facial skin tightening don't create a perfect face or make someone look younger. The opposite occurs: they create grotesque masks that I find genuinely unsettling.

Returning to photography: Psychology recognizes the phenomenon of the "uncanny valley" – when something appears too perfect, it becomes eerie and repulsive. This applies not only to robots and artificial intelligence but also to images and art. An overly perfect portrait can appear lifeless and sterile, while a slightly blurred shot might convey more dynamism and vitality.

I vividly remember photographing a model years ago who had a slightly larger nose (who defines these standards anyway?). A friend of mine was absolutely enchanted by her imperfect nose. It might sound strange, but many of us have preferences that completely diverge from ideals of perfection.

A window seen in Hamburg

The Japanese aesthetic of Wabi-Sabi teaches us to appreciate the beauty of the imperfect, transient, and incomplete. A chipped vessel can possess more history and character than a flawless specimen. Applied to photography, this means that a technically imperfect image can evoke a stronger emotional response than a technically flawless shot. This doesn't apply universally, and not every bad photograph can be elevated this way, but perhaps you understand my point.

As photographers, we can learn to use imperfection as a creative element. For instance, by employing motion blur to express a dynamic — something I want to explore more in the future. Until now, I've often held prisms in front of my lenses for creative effects.

I've frequently written in my blog about the beauty of film grain and using graininess as a stylistic device. Anything that softens the digital and perfect nature of photos and offers surprise.

Surprises refresh us, while perfection is something we already know.

Obviously still Hamburg
The art lies not in choosing between perfection and imperfection but in finding a balance.

Technical skills are certainly important, but they should serve us, not control us. We should consciously decide when perfection serves a purpose and when "flaws" enrich an image.

The imperfect is more human because it's more honest. It reflects our own nature and creates a deeper connection with the viewer. In an increasingly digitized and perfected world, this authenticity becomes ever more valuable — of this I'm convinced.

Maybe the answer to "Why is perfection boring?" lies precisely in this: We find perfect photos boring because they show us an impossible world.

 


Warum ist Perfektion langweilig?

Beim Betrachten von Filtern und makellos retuschierten Instagram-Feeds stelle ich mir die Frage: Warum fühlen wir uns oft mehr von den kleinen Fehlern, den unerwarteten Momenten und den unperfekten Bildern angezogen? Das Thema verfolgt mich schon eine ganze Weile und ich frage mich, warum ich Unperfektheit eigentlich besser finde.

Perfektion ist wie ein Horizont — je näher wir ihr kommen, desto weiter entfernt sie sich. In der Fotografie sehen wir dies besonders deutlich: Schärfere Sensoren, bessere Objektive, ausgefeiltere Bild­bear­beitung und neuer­dings KI. Doch sind die Bilder dadurch besser geworden? Oder verlieren wir dabei genau das, was ein Bild lebendig macht? Seine Seele.

Unsere eigene Existenz ist von Natur aus unvollkommen. Wir haben asymmetrische Gesichtszüge, unter­schiedliche Gangarten, individuelle Eigenheiten. Von Pickeln und Falten ganz zu schweigen. Aber genau diese "Makel" machen uns doch menschlich und einzig­artig, auf jeden Fall aber nahbar. Sie schaffen Vertraut­heit und ermöglichen ein Gefühl von Verbundenheit.

Das ist mir immer besonders wichtig in meinen Aufnahmen. Dass der Betrachter eine Situation nachvollziehen kann oder sich in eine Szenerie hinein versetzen möchte. Und dass er ein Begehren für die gezeigte Frau entwickeln kann, weil sie zwar perfekt ausschaut, aber eben nicht unrealistisch perfekt. Das ist schwer zu erklären: Aber es gibt sicherlich Abstufungen der Perfektion. Und hier sind wir Menschen in der Wahrnehmung sehr sensibel.

Deshalb bin ich auch so ein Gegner des aktuellen Schönheitswahns. Aufgespritzte Lippen (verharmlosend Filler genannt) und das Straffen der Gesichtshaut erschaffen kein perfektes Gesicht und machen eine Person auch nicht jünger. Das Gegenteil ist der Fall: Es entstehen Fratzen und ich grusel mich regelrecht davor.

Aber zurück zur Fotografie: Die Psychologie kennt das Phänomen des "Uncanny Valley" — wenn etwas zu perfekt erscheint, wirkt es unheimlich und abstoßend. Dies gilt nicht nur für Roboter und künstliche Intelligenz, sondern auch für Bilder und Kunst. Ein zu perfektes Porträt kann leblos und steril wirken, während eine leicht verwackelte Aufnahme mehr Dynamik und Lebendigkeit vermittelt.

Ich erinnere mich noch gut daran, als ich vor vielen Jahren ein Modell fotografierte, das eine etwas zu große Nase (wer bestimmt das?) hatte und ein Freund von mir, regelrecht verliebt in die unperfekte Nase war. Das klingt seltsam, aber so haben doch viele von uns Vorlieben, die mit dem Ideal von Perfektion überhaupt nicht zusammen gehen.

In einem Fenster in Hamburg

Die japanische Ästhetik des Wabi-Sabi lehrt uns die Schönheit des Unvollkommenen, Vergänglichen und Unvollständigen zu schätzen. Ein angeschlagenes Gefäß kann mehr Geschichte und Charakter besitzen als ein makelloses Exemplar. Übertragen auf die Fotografie bedeutet dies: Ein technisch imperfektes Bild kann eine stärkere emotionale Resonanz erzeugen als eine technisch einwandfreie Aufnahme. Das gilt natürlich nicht immer und nicht jedes schlechte Foto kann man auf diese Weise aufwerten. Aber vielleicht verstehen Sie meinen Punkt.

Als Fotografen können wir lernen, Imperfektion als gestalterisches Element zu nutzen. Zum Beispiel, indem wir Bewegungsunschärfe als Ausdruck von Dynamik einsetzen. Dies möchte ich zumindest in Zukunft mehr machen. Bislang habe ich ja sehr häufig Gegenstände wie Prismen vor meine Linsen gehalten.

Und oft habe ich in meinem Blog auch schon über das gute alte Filmkorn und die Körnigkeit als Stilmittel geschrieben. Alles, was das Digitale und Perfekte aus Fotos abmildert und Überraschung bietet.

Überraschungen erfrischen während wir Perfektion bereits kennen.

Offensichtlich ebenso Hamburg
Die Kunst liegt nicht darin, sich für Perfektion oder Imperfektion zu entscheiden, sondern eine Balance zu finden.

Technische Fähigkeiten sind sowieso wichtig, aber sie sollten uns dienen, nicht beherrschen. Wir sollten bewusst entscheiden, wann Perfektion dienlich ist und wann "Fehler" ein Bild bereichern.

Das Unperfekte ist menschlicher, weil es ehrlicher ist. Es spiegelt unsere eigene Natur wider und schafft damit eine tiefere Verbindung zum Betrachter. In einer zunehmend digitalisierten und perfektionierten Welt wird diese Authentizität immer wertvoller, davon bin ich überzeugt.

Vielleicht liegt die Antwort auf die Frage "Warum ist Perfektion langweilig?" genau darin: Perfekte Fotos langweilen uns, weil sie eine Welt zeigen, die es nicht geben kann.

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