When Bookstores Censor Art 🇺🇸 🇩🇪

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The book trade is currently experiencing a remarkable transformation. However, not for the better. While social media overflow with edited body images, artistic nude photography books are quietly disappearing from the shelves.

 

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Sometimes silence is the clearest answer. Another email to a bookstore vanishes unanswered into digital nothingness. No rejection, no explanation — just silence. Occasionally, a brief response arrives: one must be more "diverse" nowadays. I smile bitterly. Diversity is important — but doesn't it actually mean variety rather than exclusion?

Bookstores should really be bridge-builders. Links between art and interested parties, between creativity and curiosity.

But these bridges are increasingly becoming one-way streets. Whatever doesn't fit into the tightly knit grid of contemporary moral concepts gets sorted out — through silence or, if at all, politely but firmly.

You might think: "That's surely exaggerated!" Then let's stroll through Frankfurt together. In the venerable Hugendubel at Hauptwache, you'll now experience a kind of cultural scavenger hunt: books hide like Easter eggs between glitter pens and plush doorstops. Thematic organization was yesterday, bazaar is today.

At Walther König near Kleinmarkthalle, you can at least still find art volumes. Above all Helmut Newton, stoically gazing from the shop window for over a decade.

And did you know that one of the city's most fascinating photo book collections is hidden upstairs in the Leica Store? Probably not. Because downstairs, gentlemen in immaculate suits stand before display cases with cameras that make your bank balance sweat — as if access to the world of images upstairs were only permitted with a Platinum membership card.

Speaking of visual worlds: My own works follow a different approach. They are deliberately reduced, avoiding attention-seeking poses and artificial drama. What counts is the dialogue between woman and environment, between vitality and sensuality.

Yet this very simplicity is often misunderstood — as if reduction were synonymous with superficiality, as if real art needed complicated explanations or political justifications. As if eroticism were forbidden.

A gallery owner friend recently said: "Previously, we had to defend our art from conservatives. Today, it's from the supposedly progressive." He's right. But the new cultural gatekeepers no longer come with a wagging finger, but with a club of prohibition.

Don't get me wrong: social progress is important. But must it come with cultural self-censorship? Art thrives on discourse, dialogue, different perspectives.

When we start sorting it according to its supposed political correctness, it loses its most important quality: the ability to provoke thought.

The solution? Perhaps we need fewer pigeonholes and more open shelves. Less preemptive obedience and more genuine engagement.

Above all, we need the courage to show art even when not everyone likes it. Because one thing is certain: a culture that censors itself ultimately loses more than just a few books from the shelves.

 


Die neue Prüderie: Wenn Buchhandlungen Kunst zensieren

Der Buchhandel erlebt derzeit eine bemerkenswerte Transformation. Allerdings nicht zum Besseren. Während soziale Medien von bearbeiteten Körperbildern überquellen, verschwinden kunstvolle Aktfotografie-Bildbände still und leise aus den Regalen.

Manchmal ist Schweigen die deutlichste Antwort. Wieder eine Mail an eine Buchhandlung, die unbeantwortet im digitalen Nichts verschwindet. Keine Absage, keine Erklärung — einfach Stille. Ab und zu kommt eine knappe Antwort: Man müsse heute "diverser" aufgestellt sein. Ich schmunzle bitter. Diversity ist wichtig — aber bedeutet sie nicht eigentlich Vielfalt statt Ausgrenzung?

Eigentlich sollten Buchhandlungen Brückenbauer sein. Verbindungsglieder zwischen Kunst und Interessierten, zwischen Kreativität und Neugier.

Doch diese Brücken werden zunehmend einspurig. Was nicht in das eng gestrickte Raster zeitgenössischer Moralvorstellungen passt, wird aussortiert — durch Schweigen oder, wenn überhaupt, freundlich, aber bestimmt.

Sie denken jetzt vielleicht: "Das ist doch übertrieben!" Dann lassen Sie uns gemeinsam durch Frankfurt flanieren. Im ehrwürdigen Hugendubel an der Hauptwache erleben Sie mittlerweile eine Art kulturelle Schnitzeljagd: Zwischen Glitzer­kugel­schreibern und Tür­stoppern in Plüschtier­optik verstecken sich Bücher wie Oster­eier. Thematische Ordnung war gestern, Bazar ist heute.

Bei Walther König an der Klein­markthalle finden Sie immerhin noch Kunstbände. Allen voran Helmut Newton, der seit über einem Jahr­zehnt stoisch aus dem Schau­fenster blickt.

Und wussten Sie, dass sich im Obergeschoss des Leica-Stores eine der faszinierendsten Fotobuch-Sammlungen der Stadt verbirgt? Vermutlich nicht. Denn unten stehen Herren in makel­losen Anzügen vor Vitrinen mit Kameras, die Ihren Konto­stand zum Schwitzen bringen — als wäre der Zutritt zur Bilder­welt im ersten Stock nur mit Platin-Mitgliedschaft gestattet.

Apropos Bilderwelten: Meine eigenen Arbeiten folgen einem anderen Ansatz. Sie sind bewusst reduziert, verzichten auf effekthaschende Posen und künstliche Dramatik. Was zählt, ist der Dialog zwischen Frau und Umgebung, zwischen Lebendigkeit und Sinnlichkeit.

Doch genau diese Einfachheit wird oft missverstanden — als sei Reduktion gleich­bedeutend mit Ober­fläch­lichkeit, als bräuchte echte Kunst kompli­zierte Erklärungen oder politische Recht­fertigungen. Als sei Erotik verboten.

Ein befreundeter Galerist meinte kürzlich: "Früher mussten wir unsere Kunst vor den Konser­vativen verteidigen. Heute vor den ver­meintlich Progressiven." Er hat recht. Aber die neuen Gate­keeper der Kultur kommen nicht mehr mit erhobenem Zeige­finger, sondern mit einer Verbotskeule.

Verstehen Sie mich nicht falsch: Gesellschaftliche Weiterentwicklung ist wichtig. Aber muss sie mit kultureller Selbstzensur einhergehen? Kunst lebt von der Auseinandersetzung, vom Dialog, von unterschiedlichen Perspektiven.

Wenn wir anfangen, sie nach ihrer vermeintlichen politischen Korrektheit zu sortieren, verliert sie ihre wichtigste Eigenschaft: die Fähigkeit, zum Nachdenken anzuregen.

Die Lösung? Vielleicht brauchen wir weniger Schubladen und mehr offene Regale. Weniger vorauseilenden Gehorsam und mehr echte Auseinandersetzung.

Vor allem aber brauchen wir den Mut, Kunst auch dann zu zeigen, wenn sie nicht jedem gefällt. Denn eines ist sicher: Eine Kultur, die sich selbst zensiert, verliert am Ende mehr als nur ein paar Bücher aus den Regalen.

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