Die Smartphones von heute sind in der Lage, professionelle Bilder selbst unter schwierigen Lichtverhältnissen aufzunehmen. Das ist eine enorme Entwicklung. Erinnern Sie sich nur daran, wie schwierig es war, einen kitschigen Sonnenuntergang auf Film festzuhalten. Er sah nie so aus, wie Sie ihn im wirklichen Leben gesehen haben.
Und es ist schwer, sich ein Leben ohne dieses winzige Gerät vorzustellen.
Smartphone-Fotografie hat so vieles verändert. Jeder Moment im Leben wird heutzutage mit der Kamera festgehalten. Nicht von jedem, aber von der überwiegenden Mehrheit. Es gibt keine Videoclips aus meiner Kindheit. Sie existieren einfach nicht, weil meine Eltern keinen Camcorder hatten. Das ist jetzt anders. Wir alle haben eine Videokamera in der Tasche.
Und ich glaube, ich weiß, was diese winzige Kamera so populär gemacht hat. Es ist nicht die Linse, sondern neben ihrer ständigen Verfügbarkeit ist es die durchdachte Software, die Sie vorteilhaft aussehen lässt. Der Schlüssel?
Schmeichelhaftes Weitwinkelobjektiv
Ein winziges Weitwinkelobjektiv im Smartphone, das eine Brennweitenäquivalent von 26mm bis 33mm hat, je nach Telefonmodell. Was ist daran so besonders?
Eine lange Brennweite wird die Merkmale eines Gesichts zum Beispiel abflachen. Sie bringt Vorder- und Hintergrund näher zusammen und lässt dadurch Ihr Gesicht runder erscheinen. Aber es ist keine Einbahnstraße. Dieselben (entgegengesetzten) Effekte lassen Sie dünner aussehen, wenn Sie mit einem Weitwinkelobjektiv fotografiert werden (aus der Entfernung, nicht aus der Nähe).
Weitwinkelobjektive haben, wie der Name schon sagt, ein weites Sichtfeld, sodass alles in den Ecken des Bildes etwas gestreckt wird. Das bedeutet, wenn Sie einen Menschen fotografieren, wird das Weitwinkel helfen, die Person schlanker aussehen zu lassen. Sie haben wahrscheinlich Menschen (oder sollte ich sagen Influencer) gesehen, die mit einem Fuß auf Zehenspitzen und dem Bein leicht nach vorne gestreckt fotografiert werden. Diese typische Instagram-Pose vermittelt den Eindruck langer Beine.
Lassen Sie sich nicht vom Weitwinkel täuschen! Wenn Sie wissen, aus welcher Höhe (z.B. von unten) und aus welchem Winkel der Kamera Sie fotografieren sollen, können Sie das Weitwinkel zu Ihrem Vorteil nutzen. Ich erinnere mich, erstaunliche Fotos von Mädchen auf Instagram gesehen zu haben, die im echten Leben langweilig und sehr durchschnittlich aussahen. Also habe ich das vor Jahren auf die harte Tour gelernt.
Sie lachen vielleicht über das Weitwinkel, denn natürlich gibt es noch mehr.
Unreale Filter
Es gibt diese Filter, die Sie anwenden können, um das Aussehen sofort zu verändern. Es sind keine Fähigkeiten mehr nötig, um die Form des Gesichts zu verändern. Einige Foto-Apps tun dies für Sie. Sie sehen es sogar in der Vorschau, während Sie das Foto machen: aufgeblasene Lippen, geweißte Augäpfel, dickere Augenbrauen, schmalere Gesichtsformen, ... die Liste geht weiter.
Und nicht nur bei Fotografien, Standbildern, gilt dasselbe für Video. Und auch für live Videoübertragungen. Ich habe kürzlich ein Model beobachtet, das ich gerade fotografiert hatte und das sich live auf Instagram übertragen hat. Und sie sah so anders aus, als ich sie in Erinnerung hatte. Zuerst dachte ich, es sei das Make-up. Aber dann realisierte ich, es war ein Live-Filter.
Es ist offensichtlich, wenn ein Schmetterling während der Übertragung auf der Nase eines Mädchens tanzt. Aber nicht so offensichtlich, wenn nur die Augen um 20% vergrößert werden.
Ist das gut oder schlecht? Wer bin ich, um zu urteilen! Es ist sicherlich ein Trend. Und um ehrlich zu sein, bin ich kein Fan.
Wahrnehmung und Glaube
Visuelle Eindrücke haben einen starken Einfluss auf unser Gehirn. Fotos verändern subtil, was und wie wir uns erinnern. Es passiert mit jedem Foto. Also passiert es auch mit veränderten Fotos. Wir erinnern uns an uns selbst auf eine Weise, wie wir nie aussahen. Das kann nicht gut sein.
Persönlich beinhaltet meine Arbeit das Erschaffen von Bildern und das Erzählen von Geschichten, die nie passiert sind. Aber es ist klar als Unterhaltung und Fantasie gekennzeichnet. Ich bin kein Dokumentarfotograf. Und viele Smartphone-Fotografen und Social-Media-Enthusiasten glauben, was sie sehen. Sie glauben an eine Welt veränderter Bilder. Seltsam, nicht wahr?
Faule Gehirne
Wie viel von meinem Leben möchte ich nur von meinem Gehirn erinnert haben? Für mich ist es nicht schwierig, diese Frage zu beantworten. Wenn ich ein Live-Konzert erlebe, werde ich nicht mein Smartphone herausziehen, um ein Video der Show aufzunehmen. Ich möchte den Moment fühlen und ich kann das nur tun, wenn ich mich ohne jegliche Ablenkungen oder Aktivitäten gehen lasse.
Andere müssen jeden Moment ihres Lebens dokumentieren und sie fotografieren im Grunde, um anderen zu zeigen, wie besonders ihr Leben ist. Und indem sie solche Fotografien machen, vergessen sie völlig, das Leben zu leben, das sie zu dokumentieren versuchen. Das ist der seltsamste Teil von allem.
Um fair zu sein, das ist etwas, das schon vor der Smartphone-Fotografie existierte. Als Menschen Fotos von sich selbst vor jeder Statue und jedem Brunnen auf einer Urlaubsreise machten.
Und wenn Menschen auf der Jagd nach dem perfekten Instagram-Foto sind, hören sie weder zu noch achten sie auf die komplexen und schönen Details, die den Moment ausmachen. Und diese Erinnerungen werden nicht zurückkommen, wenn sie später das Video oder Foto ansehen. Es wird eine visuelle Dokumentation sein, aber ohne ein Gefühl hervorzurufen.
Ich fühle mich oft missverstanden, wenn ich mit jüngeren Menschen darüber spreche. Sie sagen mir, sie haben den Moment erlebt und gleichzeitig festgehalten. Mein Gefühl ist also, dass sie nicht so sensibel sind wie ich. Meiner Umgebung große Aufmerksamkeit zu schenken, hat mir sehr geholfen, ein visueller Künstler zu werden. Es ist wahrscheinlich der Schlüssel für jeden, der ein Künstler werden möchte.
Mein Rat
Bitte denken Sie darüber nach, Ihr Telefon von Zeit zu Zeit in der Tasche (oder zu Hause) zu lassen. Während die Smartphone-Fotografie in der Qualität erstaunlich geworden ist, hat sie die Art und Weise verändert, wie wir Dinge wahrnehmen und uns erinnern, die wir besser im echten Leben erlebt hätten.
Man sagt, die Dosis macht das Gift. Seltsam, wenn ein Fotograf das über Fotografie sagt, aber ich glaube, dieses Sprichwort gilt auch für Smartphone-Fotografie.