Es gibt riesige kulturelle Unterschiede bei Hauttönen und bei dem, was wir attraktiv finden. Vielleicht haben Sie schon mal einen asiatischen Touristen durch die Fußgängerzone laufen sehen mit einem geöffneten Regenschirm bei schönstem Sommerwetter. Das liegt einfach daran, dass blasse Haut in Asien positiv gesehen wird. Manche Asiaten verwenden sogar Cremes, um blasser zu erscheinen.
In Deutschland hingegen und — soweit ich weiß — in ganz Europa wird gebräunte Haut als gesund angesehen. Wenn man gebräunt ist, ist man schön. Es muss eine gesellschaftliche Sache sein, denn ich empfinde das auch so, obwohl meine ganze Familie ziemlich blasse Haut hat.
Einige Mitbürger haben noch nicht bemerkt, dass es viele verschiedene Hauttypen gibt und so höre ich selbst heute noch manchmal: "Geh in die Sonne und werde braun." Aber ich bin ein sehr heller Hauttyp und meine Haut wird überhaupt nicht braun.
Sonnencreme mit Lichtschutzfaktor 30 ist ein Muss, sonst verbrennt meine Haut innerhalb weniger Minuten. Nach maximal 20 Minuten ohne Sonnencreme werde ich rot. Und in südlichen Ländern wie Spanien, wo die Sonne härter brennt, trage ich lieber UV-Faktor 50 auf.
Aber es gibt auch große Unterschiede bei den Hauttönen von Menschen mit dunkler Hautfarbe. Eine einfache Einteilung in nur sechs verschiedene Hauttypen für Menschen auf der Welt, wie in der Fitzpatrick-Klassifikation von 1975 gezeigt, reicht heute nicht mehr aus.
Fairerweise muss gesagt werden, dass es dabei nicht um Rassendeklaration ging, sondern um die Verwendung von Sonnenschutzmitteln und das Hautkrebsrisiko.
Eine neue Skala
Für maschinelles Lernen und künstliche Intelligenz war es nun notwendig, eine präzisere Klassifizierung der Hauttypen zu erstellen. Das alte Datenmodell reichte nicht mehr aus und die Zuordnungen waren zu ungenau. Doktor Ellis Monk von der Harvard University entwickelte daher eine neue Skala. Sie heißt Monk Skin Tone (MST) Scale und wurde bewusst auf 10 Stufen für Hauttypen weltweit begrenzt.
Es ist schwierig für mich, mich selbst einzuordnen, aber ich bin auch keine Maschine. Sicherlich haben die Wissenschaftler viel Zeit aufgewendet, um die passendsten Werte zu finden.
Monk Hautfarben Skala (mit HEX Farbwerten)
#f6ede4
#f3e7db
#f7ead0
#eadaba
#d7bd96
#a07e56
#825c43
#604134
#3a312a
#292420
Quelle: skintone.google
Bei der Skala geht es nicht darum, bestimmten Rassen bestimmte Hautfarben zuzuordnen. Das gesamte Rassendenken ist sowieso nicht mehr zeitgemäß. Allerdings habe ich das Gefühl, dass die Skala zu viel Gelb- und Grüntöne hat und ich hätte mir bei den hellen Hauttönen etwas mehr Rot vorgestellt. Das ist nur mein persönliches Empfinden.
Wie kann mir die Skala konkret helfen?
Im Moment überhaupt nicht. Denn sie wurde für maschinelles Lernen entwickelt und meine Arbeitsprozesse basieren alle auf menschlicher Wahrnehmung.
Das bedeutet, dass ich weiterhin Hauttöne sonniger aussehen lasse und Farben so manipuliere, dass sie dort, wo ich lebe, als schön wahrgenommen werden. Das ist manchmal absurd, aber bei meinen Fotos geht es um Gefühle und nicht um Wissenschaft.
Und verschiedene Kunden fragen auch nach unterschiedlichen Hauttönen in der Nachbearbeitung. Playboy wünscht sich zum Beispiel eine eher gelbliche Haut. Gelb im Sinne von sonnendurchflutet. Persönlich neige ich dazu, eine Prise Rot hinzuzufügen und empfinde das als natürlicher.
Insgesamt spielen die Farben, die uns umgeben, und die Tageszeit (die die Farbtemperatur des Lichts definiert), die größte Rolle und lassen Hautfarben in jeder Situation etwas anders aussehen.