Aber fangen wir am Anfang an. Wo ist der Anfang? Ich weiß es nicht genau, aber Legenden zufolge gab es bereits zu Kleopatras Zeit Kosmetik zum Schutz vor Sonnenstrahlung und Augen wurden mit Farbe geschminkt. Faszinierend, welche Bedeutung Körperschmuck damals bereits hatte. Und dass Kleopatra heute noch als Inbegriff einer schönen Frau bekannt ist.
Kleopatra
Auch im antiken Griechenland war ein schöner Körper ein Statussymbol. Athletik war angesagt und definierte Körperformen galten als schön, wenn man den zahlreichen griechischen Statuen Glauben schenken kann.
Im Römischen Reich hingegen galt ein fetter Körper als begehrenswert, da er zeigte, dass man reich war und sich Völlerei leisten konnte. Immerhin gab es Badehäuser und die Menschen wuschen sich. Make-up war auch bekannt und wurde bei Ausgrabungen gefunden.
Im Mittelalter galten Frauen mit Kurven als gefährliche Verführerinnen. Die Gesichtsfarbe sollte blass sein und übermäßige Körperhygiene war unerwünscht. Das wäre gar nicht meine Zeit gewesen.
Kurvenreicher Schick
In der Renaissance wurden kurvige Frauen beliebt. Sie zeugten von Weiblichkeit und im Barock ging man sogar noch einen Schritt weiter. Big is beautiful war bereits das Motto des Malers Paul Rubens. Und endlich gab es Parfüm und Puder gegen den schlechten Geruch.
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich nach der Französischen Revolution eine gewisse Sachlichkeit. Frauen verbrachten viel Zeit mit Frisuren, während Männer eher als Teil der industriellen Produktion gesehen wurden und kein Raum für Modebewusstsein blieb.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts waren üppige Dekolletés gefragt. Ende der 1920er Jahre galt jedoch ein schlanker Körper als begehrenswert. Auch Kurzhaarfrisuren für Frauen wurden zum ersten Mal populär.
Nach dem Zweiten Weltkrieg bedeutete Wohlstand, ein paar Pfunde mehr auf den Hüften zu haben. Konfektionsgröße 42 war durchschnittlich für Frauen. Und bereits in den 1970er Jahren änderte sich das Schönheitsideal erneut mit dem dünnen Model Twiggy. Röhrenhosen und Miniröcke wurden beliebt. Action-Frauen wie Farrah Fawcett im roten Badeanzug repräsentierten Stärke.
Die 1980er Jahre gingen exzentrisch weiter mit viel dekorativer Kosmetik und aufwendigen Frisuren. Bodybuilding kam auf. Der muskulöse Mann galt als attraktiv. Und es ist das Zeitalter der Supermodels: Elle Macpherson, Linda Evangelista, Naomi Campbell, Christy Turlington, Cindy Crawford und Claudia Schiffer.
Supermodels
Aber auch androgyne Typen wie Kate Moss setzten sich durch. Eine Epoche, die mich definitiv geprägt hat, denn damals bin ich aufgewachsen.
Seit den 1990er Jahren ist ein Idealmaß von 90-60-90 (oder 36–24–36 Zoll) praktisch zur Norm für Frauen geworden. Und so ist es nicht verwunderlich, dass um die 2000er Jahre Victoria's Secret Models von Gisele Bündchen bis Adriana Lima den Laufsteg rockten.
90-60-90
2010 rückten Gesäße in den Fokus. Habe ich Hintern gesagt? Ich meinte natürlich Super-Hintern. Po-Implantate und Po-Liftings wurden zunehmend beliebter, angeführt von Kim Kardashian. Gleichzeitig war Size Zero, der Heroin Chic, überall zu sehen.
Die Welt heute scheint ohne Extreme unmöglich. Aufmerksamkeit erregen um jeden Preis ist das Motto von heute.
Was ich erschreckend finde, ist, dass immer mehr Mädchen diese Trends mit Vollgas verfolgen. Wer erfindet diese Schönheitsideale? Sind es die Medien? Die Modeunternehmen? Oder die Frauen selbst?
Zumindest eines ist sicher: Wir Männer sind es nicht, die das von Frauen verlangen!
Ich habe noch nie einen Mann getroffen, der künstliche Fingernägel (sogenannte Gelnägel) geliebt hätte. Und das ist noch harmlos. Mittlerweile lassen sich 20-Jährige bereits die Lippen (meist die Oberlippe) aufspritzen. Aber warum?
Können bitte alle Männer der Welt einen offenen Brief an die Frauen der Welt unterschreiben, dass wir keine aufgeblasenen Lippen wollen?
Und während an einer Stelle optimiert werden soll, werden Bewegung und gesunde Ernährung oft vernachlässigt. Die Jogginghose ist zur Alltagskleidung geworden. Und wie Karl Lagerfeld einmal sagte:
Wer eine Jogginghose trägt, hat die Kontrolle über sein Leben verloren.
Mit diesem Ausspruch sorgte er für viel Empörung. Aber er ist zu 100% wahr. Mit Jogginghose spürt man nicht, wenn man drei Kilo zugenommen hat. Dank des Gummibunds hat man die Kontrolle verloren.
Ich möchte mich mit diesem Artikel nicht über andere stellen.
Ich habe zum Beispiel auch nicht gerade meine Traumfigur. Aber ich finde es sehr interessant zu sehen, was in Kulturen als schön gilt und wie sich diese Dinge verändern.
Zum Beispiel ist gebräunte Haut in Asien verpönt. Das kann ich mir kaum vorstellen, da ich blasse Haut habe. Solange ich mich erinnern kann, gilt ein gebräunter Teint in Westeuropa, wo ich lebe, als attraktiv.
Mein Fazit
Credits: Titelbild „PETER PAUL RUBENS, Die Auffindung des Moses, mit Genehmigung unter Lizenz CC BY-SA 4.0 Städel Museum, Frankfurt am Main.