Tatsächlich ist mein Ansatz viel ausgefeilter. Ich werfe niemals einfach irgendeinen fertigen Look auf ein Foto und das Color Grading wäre fertig. Farben sind mir extrem wichtig und ich verbringe viel Zeit damit, die Farben in meinen Fotos fein abzustimmen.
Das bedeutet nicht, dass ich unglaublich viel manipuliere, sondern nur, dass ich sehr sorgfältig darüber nachdenke, welche Farben ein bisschen anders sein sollten, damit die Stimmung des Bildes dem entspricht, was ich sagen möchte.
Und darum geht es mir: Farben sind niemals willkürlich, sie vermitteln ein Gefühl. Der Betrachter sieht nicht nur Formen, sondern fühlt auch die Farben.
Seit kurzem hat Adobe auch Presets in seinen Camera RAW-Entwickler integriert. Ich entwickle meine Fotos eigentlich mit Capture One. Aber wenn es nur um ein einzelnes Bild geht oder wenn es schnell gehen muss, verwende ich regelmäßig Camera RAW. Deshalb habe ich mir die neue Preset-Funktion angesehen.
Aus meiner Sicht sind Presets nützlich, wenn man damit schnell ein Ergebnis erzielen kann. Aber genau da wird es mit Camera RAW schwierig. Denn es gibt 15 Preset-Kategorien von Portraiture Deep Skin bis Subject Urban Architecture. Und in jeder dieser Kategorien gibt es etwa 10 Varianten mit teilweise sehr unterschiedlichen Ergebnissen.
Wenn man fast 150 Presets ausprobieren muss, um das gewünschte Ergebnis zu erzielen, kann man sich sicher fragen, ob die Arbeit mit einem Preset tatsächlich schneller ist. Ist es nicht eher die Faulheit, einfach auszuprobieren, anstatt über das Color Grading nachzudenken?
Originalbilder (keine Presets)
Irgendwie gefällt mir das nicht. Ein Bild zufällig zu bearbeiten oder irgendeinen Look hinzuzufügen. Ich tue das ungern. Und deshalb habe ich alle Presets einmal mit zwei Fotos ausprobiert. Meine Fotos wurden in der Natur bei hellem Sonnenschein aufgenommen, eines davon im Gegenlicht.
In solchen Szenarien (Deutschland, Sommer, Model nackt in der Natur) kann man die meisten Presets getrost in die Tonne kloppen. Viele davon sehen einfach gruselig aus. Und die meisten "Cinematic"-Presets sehen für mich überhaupt nicht filmisch aus.
Aber ich will nicht herummeckern, ein paar Presets funktionieren für mich tatsächlich. Sie heißen:
- Medium Skin PM07
- Auto+Retro AR10
- Style Cinematic II CN18
- Subject Food FD03
- Subject Travel TR10 (bei 30% - 70%)
Meine Lieblings-Presets
Wenn ich meinen Favoriten aus den oben ausgewählten Presets nennen müsste, wäre es eindeutig Medium Skin PM07, da es Grünwerte erzeugt, die mir gefallen, und die Haut etwas wärmer und angenehmer aussieht.
Style Cinematic II CN18 wäre meine zweite Wahl, wenn ich einen warmen, aber entsättigten Look anstrebe. Subject Travel TR10 funktioniert nur für mich, wenn es zwischen 30% und 70% Stärke verwendet wird.
Würde ich die Verwendung von Presets empfehlen? Nicht wirklich. Denn sie verleiten dazu, vorschnell irgendwelche Farben zu ändern. Meiner Meinung nach sollte dies bewusst geschehen. Ich weiß zum Beispiel, dass mich die sommerlichen Grüntöne in Deutschland stören. Sie fühlen sich zu gesättigt und einfach zu grün an. Das mag ich nicht. Und deshalb nehme ich die Sättigung heraus und bringe den Farbton mehr in eine gelbe Richtung.
Die Hautfarbe sieht aus meiner subjektiven Sicht mit etwas mehr Sättigung und etwas mehr Rot ansprechender aus. Und das ist der Punkt: Es ist immer eine subjektive Sichtweise. Und es geht um Nuancen. Solange wir innerhalb eines bestimmten Rahmens bleiben, gibt es kein richtig oder falsch.