Wie wird man fotogen?

Wie wird man fotogen?

Fotogen zu sein bedeutet, auf Fotos gut auszusehen. Aber wenn man auf Bildern unvorteilhaft aussieht, heißt das dann, dass man im echten Leben auch unattraktiv ist? Und ist jemand, der schön aussieht, automatisch fotogen? In einer Welt, in der täglich 1,8 Milliarden Fotos aufgenommen werden, verdienen diese Fragen endlich Antworten.

Lesezeit: 4 Min.

Spoiler: Es gibt einen Unterschied zwischen schön sein und fotogen sein. Aber es ist unmöglich zu erkennen, ob eine Person fotogen ist oder nicht, ohne es auszuprobieren. Mir ist es schon oft passiert, dass ich jemanden fotografiert habe, der im echten Leben wunderschön aussah, aber mit der Kamera war es anders.

Das Gesicht wirkte unvorteilhaft und ganz anders als die Person, die ich gerade kennengelernt hatte. Diese Momente sind furchtbar. Man hat das Gefühl, etwas falsch zu machen, nicht gut genug als Fotograf zu sein. Diese Person ist schön, warum zeigt es sich nicht?

Typischerweise ist der Look, der ein gutes Foto ergibt, wenn sich die Person nicht anstrengt. Man muss locker sein und die Kamera vergessen. Das ist für mich einfach zu erklären, denn ich halte mich selbst für nicht fotogen. Ich stehe lieber hinter der Kamera. Dort fühle ich mich selbstbewusst.

Wenn man mich vor eine Kamera stellt, fühle ich mich unterbewusst angespannt. Ich will perfekt aussehen, mein Gehirn schaltet sich ein. Es überlegt, was für das gute Foto zu tun ist. Nicht blinzeln. Oder sollte ich die Augen zusammenkneifen, um cooler auszusehen? Wohin muss ich schauen? Mehr lächeln, weniger lächeln? Sehe ich steif aus? Jetzt mach bitte das Foto.

Ich bin einfach nicht mehr natürlich. Und diese Lockerheit zu verlieren, lässt sich nicht rückgängig machen, indem man aktiv darüber nachdenkt.

Damit ein Foto gut aussieht, muss das Motiv jedoch entspannt sein und in einem natürlichen Zustand eingefangen werden. Egal, welche Emotion gezeigt wird. Das gilt für ernste, fröhliche, traurige oder sexy Looks. Das menschliche Gehirn ist darauf trainiert, kleinste Emotionen zu erkennen, sodass wir leicht merken, wenn etwas nicht stimmt. Wir können einfach sehen, wenn Sie vor der Kamera nicht Sie selbst sind.

Wie lösen wir das? Ich kann aus Erfahrung sagen, dass man abstumpft und seine innere Abwehr fallen lässt, wenn jemand 50 oder mehr Fotos von einem macht. Endlich passiert Magie. Die gute Nachricht ist:

Von jedem lässt sich ein anständiges Foto machen!

Es braucht nur bei manchen Menschen etwas mehr Versuche. Die Digitalfotografie ist da wirklich Ihr Freund. Sie können mehr Fotos machen (praktisch ohne zusätzliche Kosten), sodass Sie unter den Hunderten aufgenommenen Bildern das perfekte Foto finden können.

Und es gibt auch das Gegenteil: Menschen, die im echten Leben nicht auffallen, aber vor der Kamera treffen sie den Look in jedem einzelnen Bild. Man kann keine schlechten Fotos von ihnen machen.

Oder Menschen wie Christiane — die auf der Straße Blicke auf sich zieht und vor der Kamera großartig aussieht.

Aber die Frage bleibt: Warum werden manche Menschen von der Kamera geliebt und andere nicht?

Christiane

Ich vermute, es geht auf die Kindheit zurück. Wenn man für alles, was man vor der Kamera macht, bejubelt und beklatscht wird, führt das zu Selbstvertrauen. Dieses Selbstvertrauen ist der Schlüssel, um sich als Erwachsener vor der Kamera sicher zu fühlen.

Zumindest wurde ich zu einer bescheidenen Person erzogen. Für mich könnte das also zutreffen.

Wenn Sie gelernt haben, die Kamera zu lieben, wird die Kamera Sie zurücklieben.

Und natürlich ist nicht fotogen zu sein eine selbsterfüllende Prophezeiung. Wenn Sie sich selbst auf Bildern nicht mögen, werden Sie nicht viele Fotos von sich machen lassen. Sie sammeln weder Erfahrung noch lernen Sie Ihre guten Seiten kennen. Sie werden also Ihre Angst nicht verlieren und nicht am Ende gute Bilder von sich haben.

Ich bin ziemlich überzeugt, dass sich das durch Training lösen lässt. Man muss sich nur jeden Tag vor die Kamera zwingen und ein paar Selfies machen.

Aber man muss sich auch verbessern wollen. Es ist etwas, das von innen kommen muss. Vielleicht sollte es so etwas wie einen In fünf Wochen fotogen werden Kurs geben.

Aber so einfach ist es nicht.

Fotos sind zum mächtigsten Maßstab dafür geworden, wie wir denken, dass wir für andere aussehen. Aber Schönheit geht weit über eine einfache zweidimensionale Darstellung hinaus. Es gibt dynamische Qualitäten, die in einem Standbild unmöglich festzuhalten sind. Wie Körpersprache, Sinn für Humor, Intelligenz, Energie, Wissen, Ausstrahlung oder der Klang einer Stimme. Sie alle spielen eine wichtige Rolle in der (höchst subjektiven) Definition von Schönheit.

Kennen Sie Prominente, die makellos aussehen und die Sie dennoch nicht als schön bezeichnen würden? Das könnte man als dynamische (Un)Attraktivität bei der Arbeit bezeichnen. Es kommt einfach nichts rüber! Vielleicht sind diese Promi-Fotos zu perfekt. Oder wenn Sie das Bild betrachten, fehlen Ihnen Merklmale beim Promi, die gerade Sie persönlich ansprechen.

Was macht einen fotogen?

Mein Fazit ist, dass jeder auf einem Foto gut aussehen kann. Man muss nur genug Fotos machen, um es hinzubekommen (und bei manchen mögen das viele Fotos sein).

Fotogen zu sein ist jedoch eine Mischung aus Erfahrungen, die bis in die Kindheit zurückreichen, Liebe zum Spiel mit der Kamera (nicht einmal Extrovertiertheit) und einer guten Portion Glück.

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