Ich habe festgestellt, dass ich bereits in der Kunstschule die Farbtheorien gelernt habe, die an der berühmten Bauhaus-Universität in Weimar gelehrt wurden. Als ich Student war, hat mich das nicht besonders interessiert. Aber ich erinnere mich an jene Nachmittage, an denen wir in der Aula unserer Schule alle möglichen Farben gemischt haben. Wir bemalten große Stapel von Papier in verschiedenen Schattierungen jedes Farbtons aus dem Farbkreis.
Wir haben diese Papiere verwendet, um Farbwissenschaft und Theorien zu erlernen. Im Grunde, um zu verstehen, wie wir Farben wahrnehmen und warum. Sogar Persönlichkeiten wie der berühmte Wissenschaftler Newton oder der Dichter und Schriftsteller Goethe haben sich mit dem Farbkreis beschäftigt und ihre eigenen entworfen. Die Theorien, die uns gelehrt wurden, stammen vom Bauhaus-Professor Johannes Itten. Sein Buch heißt Kunst der Farbe (Art of Color) und ich habe es gerade nach zwanzig Jahren wieder gelesen.
Wir alle kennen die Farbkreise aus Photoshop, aber es hilft, einen Blick auf den von Johannes Itten gezeichneten zu werfen. Er definiert nur 12 Grundfarben und erklärt später die unterschiedlichen Effekte, die Farben haben, wenn sie nebeneinander gesehen werden.
Da ich die Orange-Teal-Kombination verstehen wollte, habe ich nur nach Abschnitten im Buch gesucht, die sich damit beschäftigen. Er nannte die Farben nicht Orange und Teal, aber das ist der Name des Looks heute. Im Grunde ist es auf der einen Seite ein warmes Orange. Eine Farbe, die Sie auf der Haut in der goldenen Stunde (vor Sonnenuntergang) sehen. Und es gibt Teal. Ein mittlerer blaugrüner Ton.
Ich nehme an, ich habe das schon einmal erwähnt. Es geht alles um Kontraste in Fotografie und Design. Und einer der wichtigsten Kontraste, die Sie erzielen können, ist die Verwendung von Komplementärfarben. Diese sitzen auf gegenüberliegenden Seiten des Farbkreises, was deutlich macht, dass sie direkte Gegenstücke sind.
Es geht also um die Verwendung von Komplementärfarben.
Der Grund, warum Orange Teil des Looks ist, hat mit der Hautfarbe zu tun. Wenn wir Marsianer wären, würde der Look wahrscheinlich Limette und Magenta heißen. Aber unsere Haut neigt dazu, ins Orange zu gehen, wenn wir gebräunt sind oder von warmen Sonnenstrahlen bei Sonnenuntergang beleuchtet werden. Natürlich gibt es auch andere Hauttöne, aber der Trick der Orange-Teal-Farbbearbeitung besteht auch darin, die Farbpalette zu reduzieren, um alle Farben in den Bereich dieser beiden Farben zu bringen. Also geht alles Grünliche in den Teal-Bereich, jede Farbe vom Gelb- bis zum Rot- Spektrum in den Orange-Bereich.
Unser Gehirn verlangt nach diesen Komplementärfarben und erzeugt sie selbst. Und das ist der interessante Teil der Farbtheorien. Es gibt schöne Videos auf YouTube, die Beispiele zeigen. Schauen Sie sich das untenstehende an und Sie können die Farbbearbeitungsfähigkeiten in uns selbst erleben.
- Warm-Kalt-Kontrast
- Hell-Dunkel-Kontrast
- Qualitätskontrast
Während die ersten beiden selbsterklärend sind, bedeutet der Qualitätskontrast, dass jede Farbe eine bestimmte Lebendigkeit hat. Orange ist lebhafter, energetischer. Und wenn Sie deshalb Orange und Teal nebeneinander stellen, erzeugen sie räumliche Tiefe und stimulieren sich gegenseitig. Es ist schwer in Worte zu fassen. Aber das fasst es zusammen: Wir fühlen Farben eher, als dass wir sie sehen. Ich finde das super interessant.
Universeller Look?
Sie können Innen- und Außenaufnahmen einen Orange-Teal-Look verleihen. Er wird den Bildern Tiefe verleihen, da wir daran gewöhnt sind, dass Schatten blaues Himmelslicht empfangen und Highlights orangefarbenes Sonnenlicht erhalten. Wenn Sie so bearbeiten, scheint auch ein allgemeiner Farbstich entfernt zu werden. Aber meistens gilt: Wenn Sie sehen können, dass es gemacht wurde, wurde es wahrscheinlich übertrieben.
Einige Leute sagen, diese Orange-Teal-Farbplage ruiniert das amerikanische Kino. Der sogenannte Blockbuster-Look wurde einfach überstrapaziert. Und unser Gehirn möchte auch überrascht werden. Außerdem wäre es sehr seltsam, wenn eine bestimmte Art der Farbbearbeitung für jede Szene funktionieren könnte. Das spricht von einem mangelnden Verständnis für die Figur-Grund-Beziehung.
Daher ist in meinen Arbeiten Orange und Teal immer als Ausgangspunkt vorhanden. Aber während ich mit den Fotos arbeite, entferne ich mich automatisch von der Basis. Manchmal mehr, manchmal weniger. Hier sind einige Beispiele, bei denen ich meine Fotos genommen und einen dezenten Orange-Teal-Look angewendet habe. Es funktioniert. Aber ich habe die Bilder nie so bearbeitet.
Wenn ich mir die Bilder von Sublime ansehe, stelle ich fest, dass es kein typisches Beispiel für eine Bildstrecke mit dem spezifischen Orange- Teal-Look gibt. Natürlich habe ich die Kontraste verwendet, z.B. in meiner Serie mit Lara in Paris (Nearacle). Aber die Farben waren da, ich habe meine Serie nicht künstlich gezwungen, sich dem Orange-Teal-Look anzupassen. Und ich wünschte, man würde ihn auch in der Filmwelt weniger verwenden.
